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Langsamer träumen! denke ich und sehe /
mich nach Deckung um

(Harald Hartung)

Lyrik Kabinett Bd.2

Namenlose Liebe

"Namenlose Liebe" geht zurück auf eine Lesung, die das Lyrik Kabinett im Rahmen der 10. Internationalen Frühjahrsbuchwoche der Landeshauptstadt München im März 1999 zum Thema "Letras vivas - Literatur aus Spanien" in Zusammenarbeit mit Horst Weich vom Institut für Romanische Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität initiiert und ausgerichtet hat. Diese Lesung hinwiederum beruht auf einem Hauptseminar, das der Literaturwissenschaftler Weich im Rahmen seiner Vorlesungsreihe zur spanischen Liebesdichtung im Wintersemester 1998/99 abhielt und das sich aus Anlaß des 100. Geburtstages von García Lorca unter dem besonderen Aspekt der "mann-männlichen" Liebe der grundsätzlichen Frage nach der Mehrfachkodierung lyrischer Rede aufgrund gesellschaftlicher, klerikaler und politischer Zensur widmete und damit auch wesentliche Stationen der Geschichte der spanischen Lyrik des 20. Jahrhunderts beleuchtete.

Die Lesung wurde ein schöner Erfolg und wir waren überrascht und fasziniert von der Kraft und Schönheit dieser Gedichte, die zum größten Teil noch nie zuvor ins Deutsche übersetzt worden waren und von denen wir ja nur einen kleinen Teil in der Lesung selbst vorstellen konnten. So beschlossen wir, die von Horst Weich und Teilnehmern seines Seminars behandelten und übersetzten Gedichte nach einer gründlichen Überarbeitung in einem kleinen Band zu versammeln und einem größeren Publikum zugänglich zu machen.

Das Thema, die "namenlose Liebe", wie sie Lord Douglas, der Freund von Oscar Wilde, taufte, wird in diesem Bändchen über drei Generationen hinweg verfolgt: von den 20er Jahren dieses Jahrhunderts über die Zeit der Repression unter Franco bis in die Gegenwart. Wie Horst Weich in seinem Kommentar ausführt, haben die Autoren, die zum Teil zu den größten spanischen Poeten des 20. Jahrhunderts zählen, je nach politisch-gesellschaftlicher Konjunktur und je nach persönlicher Ethik und Ästhetik das Namenlose dabei maskiert - und gleichwohl als 'offenes Geheimnis' zur Entschlüsselung angeboten - oder auch ganz unverstellt zum Thema gemacht. Dies alles ist überaus spannend, und wer will, kann sich unter Zuhilfenahme des Kommentars, seiner intertextuellen Verweisungen und Interpretationsangebote an dieser Entschlüsselung beteiligen.

Es wäre allerdings einseitig, die Gedichte ausschließlich als Bestandteil homoerotischer Kultur zu begreifen. Entweder sind Gedichte gut oder sie sind es nicht. Und wenn sie es sind - und diese Gedichte sind es unserer Auffassung nach - dann gehören sie in den allgemeinen Kontext der Weltliteratur - in diesem Fall der Liebesdichtung. Für die Qualität, die Aussagekraft, die Intensität - eben die "Schönheit" der Gedichte - spielt es keine Rolle, auf wen sich die als existentiell erfahrene und dargestellte Liebe richtet: Deshalb sprechen sie zugleich - ob maskiert oder nicht - immer auch von der Liebe als solcher und sind keineswegs nur für ein spezielles Publikum gedacht - auch nicht von den Autoren selbst. Da zudem die spanische Lyrik des 20. Jahrhunderts in deutscher Sprache nicht sehr präsent ist, stellt dieser Band auch den bescheidenen Versuch dar, mit bzw. neben diesem speziellen Thema zugleich einige der interessantesten Autoren einem geneigten Publikum zur Kenntnis zu bringen bzw. überhaupt Interesse für die spanische Lyrik dieses Jahrhunderts zu wecken.

Die Übersetzungen sind mit großer Sorgfalt und unter vielen Überlegungen angefertigt worden. Sie wollen weder Nachdichtungen noch Interpretationen sein, sondern vor allen Dingen den Originaltext erschließen, ohne daß freilich dessen Zauber und Geheimnis verloren geht.


Blue Books

In unregelmäßiger Folge veröffentlichen wir in dieser Reihe Publikationen, die sich häufig aus unseren Lesungen ergeben haben oder die zu besonderen Anlässen erscheinen. Die Buchumschläge sind in verschiedenen Blautönen gehalten. Die Auflagen sind limitiert.

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Vergriffen

Namenlose Liebe

Homoerotik in der spanischen Lyrik des 20. Jahrhunderts. Eine zweisprachige Anthologie.
Federico Garcia Lorca - Luis Cernuda - Vicente Aleixandre - Emilio Prados - Juan Gil-Albert - Pablo Garcia Baena - Jaime Gil de Biedma - Francisco Brines - Antonio Carvajal - Luis Antonio de Villenau. Mit Beiträgen von Michi Strausfeld und Luis Antonio de Villena sowie mit Autorenporträts und Kommentaren zu den Texten von Horst Weich. Aus dem Spanischen von Horst Weich mit Unterstützung der Teilnehmer seines Seminars
184 Seiten, Broschur
Buchgestaltung und Typographie von Friedrich Pfäfflin (Marbach).

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