Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Wildheit, Wut und Melancholie, Klage, Sanftmut, Verzweiflung und Naturvernarrtheit sprechen aus den Gedichten dieses Abends. Deren Autoren kennen sich zumeist von den deutsch-ukrainischen Schriftstellertreffen, die Eine Brücke aus Papier seit 2015 in den ukrainischen Städten Lwiw, Dnipro, Charkiw und Mariupol veranstaltete. In diesem Jahr kommt das Literatur- und Kunstprojekt erstmals nach Deutschland, um für das Publikum hierzulande die literarischen Begegnungen zu spiegeln. Die Stimmen der Dichter aus der Ukraine – Juri Andruchowytsch (geboren 1960) aus Iwano-Frankiwsk, Oleh Kozarew (geboren 1981) aus Kiew und Serhij Zhadan (geboren 1974) aus Charkiw – treten in einen anregenden Austausch mit denen der deutschen Dichterinnen Nancy Hünger (geboren 1981) aus Erfurt, Esther Kinsky (geboren 1956) und Marion Poschmann (geboren 1969), beide aus Berlin. Gemeinsamkeit und Gegensatz der lyrischen Äußerungen, die aus sehr unterschiedlicher Weltwahrnehmung entstammen, verheißen eine denkwürdige Lyriknacht dieser grenzüberschreitenden poetischen Dialoge.
[…]
Als würden wir die Höhe uns untertan machen.
Mit Worten füllen die Leere der Sprachen.
Als würden die Dinge wieder beim Namen genannt:
Ziegel als Ziegel, Nagel als Nagel, Wand als Wand.
Die Stimme reicht Starken zum Singen, Schwachen zum Beten.
Sprache schwindet, wenn sie nicht von Liebe redet.
Ohne Finsternis hat die Nacht keinen Sinn.
Leucht über mir, schwarze Sonne, leucht hin.
Serhij Zhadan, aus: „Marienleben“, wie in: Warum ich nicht im Netz bin. Gedichte und Prosa aus dem Krieg. Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe (Übersetzung) und Esther Kinsky (Reimform). Suhrkamp Verlag 2016, S. 60
Eine Brücke
aus Papier
Ukrainisch-Deutsche
Lyriknacht
Mit
Juri Andruchowytsch,
Nancy Hünger,
Esther Kinsky,
Oleh Kozarew,
Marion Poschmann
und
Serhij Zhadan
Moderation:
Chrystyna Nazarkewytsch,
Jurko Prochasko
und
Verena Nolte
Lyrik Kabinett
Amalienstr. 83a
80799 München