Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Langsamer träumen! denke ich und sehe /
mich nach Deckung um
TITAN Heft 5/2006
Johannes Saltzwedel
So kühn Rudolf Borchardt seine Anthologie aus dem Jahre 1926 >Ewiger Vorrat deutscher Poesie< genannt hat, so abgründig persönlich ist sie von ihm angelegt: Gegen die breite Fahrspur des Bekannt-Beliebten. aber auch gegen konkurrierende kanonische Ansprüche stellt hier ein Alleinherrscher im Reich des Dichterischen seine Vision geretteter Überlieferung - für die er wie selbstverständlich das Recht beansprucht, dem geschriebenen und gedruckten Wort hier und da poetisch nachzuhelfen. Priva¬teste Neigungen, idiosynkratisches Geschichtsbild und das Ingenium enthusiastischen Findens und Ordnens verbinden sich so zu einer Sammlung, die mindestens im glei¬chem Ausmaß von Borchardt stammt wie von den Autoren der einzelnen Gedichte. Ein ausführlicher Anhang zum Essay stellt erstmals die Texte des >Ewigen Vorrats< ihren Quellen - soweit auffindbar - gegenüber und weist damit Rudolf Borchardts eigenwillig divinierende Philologie bis ins Detail nach.
Der Autor: Johannes Saltzwedel, geb. 1962, studierte Literaturwissenschaft. Philosophie und Geschichte in Tübingen und Oxford. Neben dem Buch >Das Gesicht der Welt. Physiognomisches Denken in der Goethezeit< (München: Fink 1993) hat er einige Charakteristiken und Quellenstudien veröffentlicht. Er ist Redakteur im Kulturressort des >Spiegel< in Hamburg. Als >Titan<-Heft Nr.2 ist von ihm 2005 erschienen: >»Die üblichen Spiegelfechter«, Rudolf Borchardts Invektiven<.
Verschiedenes
Außerhalb der Reihen sind im Lyrik Kabinett verschiedene einzelne Publikationen erschienen. Zu beziehen über das Lyrik Kabinett sind außerdem die „Mitteilungen des Rudolf Borchardt-Archivs“ (Titan, Heft 1-12).