ueber-uns_06

Eine Frage ohne Antwort irrt /
am Fenster vorbei.

(Cees Nooteboom, Übers. Ard Posthuma)

Ein Haus für Gedichte

„Ein Haus für Gedichte, das scheint eine ebenso schöne wie bei näherer Überlegung schwer zu verwirklichende Idee zu sein.“ So begann Martin Mosebach seine Rede zur Eröffnung des neu erbauten Hauses im März 2005. Da war es Wirklichkeit geworden: Direkt hinter dem Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität gelegen, gehört das Lyrik Kabinett heute zu den verborgenen architektonischen Schätzen in der Münchner Maxvorstadt.

Der Durchgang von der Amalienstraße zum Rückgebäude strahlt bei Dunkelheit in poetischem Blau. Die Pflastersteine flüstern „Poesie“, an den Wänden raunen Tafeln einzelne Gedichtzeilen als „Durchgangsrätsel“. Jenseits des Efeu-umwachsenen Innenhofs empfängt den Besucher die luftige Fassade der Bibliothek, die fast gänzlich aus Fenstern besteht. Bevor die Stiftung das Grundstück übernahm, stand hier ein altes Atelierhäuschen, dessen baulichen Außenumriss die Bibliothek bis heute bewahrt. Ihrem Architekten, Henning Dickhoff vom Münchner Architekturbüro a+p, sind Räume mit unerwarteten Ausblicken und Lichteinfällen gelungen.

Drei Figuren von Horst Antes, von Karl Manfred Rennertz und von Lothar Fischer bewachen das Gebäude. Im Innern beherbergt die Bibliothek unter anderem den frühen „Torso“ von Fritz Wotruba, Arbeiten der Münchner Künstler Armin Saub, Eugen Kellermeier und Wilhelm Holderied, Zeichnungen von h.c.artmann, von Susan Weil und einen großen Holzschnitt von Georg Baselitz, außerdem das von Hans Magnus Enzensberger entworfene Wortspielzeug „Ricordi di Laura“ und Holzschnitte von Josua Reichert. Vitrinen präsentieren ausgewählte Schätze der Bibliothek, Künstlerbücher und Buchkunstobjekte.

Im Veranstaltungsraum leisten den Besuchern und Nutzern internationale Dichterinnen und Dichter Gesellschaft, in Fotografien von Isolde Ohlbaum: Les Murray, John Ashbery, Hermann Lenz, Sarah Kirsch, Paul Wühr, Christoph Meckel, Lars Gustafsson, Ilse Aichinger, Oskar Pastior, Andrea Zanzotto, Raoul Schrott, Friederike Mayröcker, Hans Magnus Enzensberger, Inger Christensen und vielen anderen. Sie alle haben im Lyrik Kabinett bereits gelesen. 

Durch die rückwärtige Bibliothekstür gelangt man zu einer gleichsam verwunschenen kleinen Grünterrasse, von Efeu und Bambus umgeben; dort warten Tisch und Stühle, so dass man im Sommer dort lesen oder nach einer Lesung plaudern kann.

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