Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Langsamer träumen! denke ich und sehe /
mich nach Deckung um
Ich schrieb ein Gedicht und musste gerade niesen, als /
Vater an der Tür klingelte. Ich erschrak /
dermaßen, dass die Mine brach, und statt zu niesen /
hustete ich. Der Unterschied zwischen Gut und Böse /
ist offensichtlich.
Nancy Hünger
Über dieses Buch
»Denn das Wort ›Abwesenheit‹ ist noch hier, es ist erklärt und könnte gelesen werden«, schrieb Wolfgang Hilbig in seinem Essay Späte Entgegnung. Jahrzehnte nach der Veröffentlichung des gleichnamigen Debüts mühte sich Hilbig unentwegt und scheinbar vergeblich, seine Vorstellung des Begriffs zu erhellen. Allzu leicht hätten es sich die poetischen Apologeten hüben wie drüben gemacht. Missverstanden hätten sie ihn, so insistierte er unnachgiebig, aber kaum schien es ihm möglich, sich und zugleich jenen Begriff verständlich zu machen, der das Gesamtwerk durchzittert und grundiert. Dies ist der Versuch, sich durch die gesammelten Abwesenheiten hindurchzuzählen, bis zum Urgrund der Poesie: dem Ort der Abwesenheit. (Nancy Hünger)
Autorin
Nancy Hünger, geboren 1981, studierte Freie Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar und lebt als freie Schriftstellerin in Gotha. Sie erhielt u.a. das Hermann-Lenz-Stipendium, das Dürener Förderstipendium Lyrik und das Thüringer Literaturstipendium Harald Gerlach. Zuletzt erschien von ihr der Gedichtband: 4 Uhr kommt der Hund. Ein unglückliches Sprechen (Edition Azur 2020).
Zwiesprachen
Die deutschsprachige Gegenwartslyrik empfängt wichtige Impulse aus einer lebendigen Auseinandersetzung mit den Dichtern der internationalen Tradition. In dieser Reihe schreiben Dichter über Dichter, die für ihr eigenes Schaffen bedeutsam sind.Die „Zwiesprachen“ werden herausgegeben von Holger Pils und Ursula Haeusgen und erscheinen im Verlag „Das Wunderhorn“.