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Am Robbenkap

Wasser ist sein Element: Robin Robertson wurde 1955 in Scone im klimatisch rauhen Schottland geboren und lebt heute in London – einer Stadt, die nicht nur, aber auch für ihren Nieselregen weltberühmt ist. Im Lyrikband Am Robbenkap klingt Regen wie verstärkte Stille, während der Himmel als zerfetztes Segel erscheint und sich die graue See in den Schlaf wälzt. Dazu scheucht Robertson Möwen von grünen Felsen oder erzählt von Wesen, die halb Menschen, halb Fische sind. Jan Wagner (geb. 1971, Lyriker, Essayist und Übersetzer) hat diese Gedichte ins Deutsche übertragen. Er spricht mit dem Petrarca-Preisträger Robertson über poetisches Schreiben. Zudem lesen beide in einem Dialog aus ihren Gedichten, musikalisch untermalt von dem künstlerischen Multitalent – zwischen Lyrik, Kabarett und Musik – Josef Brustmann (geb. 1954).

(Näheres zum forum:autoren unter www.literaturfest-muenchen.de).

Über die Zeit

In der Zeit, die ich brauchte, um Luft anzuhalten
und unterzutauchen im Badewasser
(das Blut dumpf in den Adern pochen zu hören,
und dann zurück an die Oberfläche zu kehren),
waren meine Eltern gestorben,
war das Haus verkauft worden, wurde
es abgerissen um mich herum,
Wand um Wand, mit Kugel und Kette.

Ich mache einen Schwimmzug unter Wasser,
erreiche schnaufend die andere Seite -
da ist meine Ehe gescheitert,
sind die Töchter erwachsen, in festen Händen,
ist schlaffer die Haut
um Beine und Arme,
und mein Herz rackert sich ab,
als gäbe es kein Morgen.

Robin Robertson,
aus: Am Robbenkap. Aus dem Englischen von Jan Wagner (Edition Lyrik Kabinett bei Hanser 2013), S. 50.

Am Robbenkap

Ein Abend mit
Robin Robertson, Jan Wagner und Josef Brustmann

Donnerstag­, den 14.11.2013
20:30 Uhr

Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)

Eintritt: €10,00 / ermäßigt €8,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: ermäßigter Eintritt