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Amoren für Cassandre

Pierre de Ronsard, geb. 1524 auf Schloss La Poissonnière in Vendômois, diente zunächst als Page der königlichen Familie. Als eine Krankheit, von der eine Schwerhörigkeit zurückblieb, ihn zwang, die angestrebte Offiziers- oder Diplomaten-karriere aufzugeben, ließ er sich die niederen Weihen erteilen. 1549 begründete er mit seinem Freund Joachim du Bellay (1522-1560) und fünf anderen Pariser Literaten den Dichterkreis der „Pléiade“ (Siebengestirn), als deren führen-der Autor er gilt. Ronsard starb 1585 in Vendômois.
Schon im Jahr ihres Erscheinens 1552 waren seine Amours beim Publikum so beliebt, dass sie ein zweites Mal aufgelegt wurden, und bis heute sind sie in Frankreich Schulbuchlektüre. Formal an Francesco Petrarca orientiert, beschreiben die Sonette die Liebe des Dichters zu Cassandre Salvati, in die Ronsard sich als Zwanzigjähriger verliebt haben soll. Obwohl für ihn unerreichbar, schildert er sie, anders als Petrarca seine Laura, als Frau aus Fleisch und Blut, und seine Liebe ist trotz aller Qualen nicht ohne Sinnlichkeit.
„Georg Holzer hat Ronsards klassische Gesänge […] zum ersten Mal überhaupt in geschmeidige deutsche Sonette übertragen und auch bei den eingefügten Madrigalen und Elegien weder Reim noch Metrum gescheut - ein Projekt, das beein-drucken muss.“ (Jan Wagner)

Georg Holzer, geb. 1974 in München. Studium der Germanistik, Romanistik und Soziologie in Berlin, Poitiers und Florenz. Seit der Spielzeit 2002/03 Dramaturg am Bayer. Staats-schauspiel. Lehraufträge an der LMU und der Bayer. Theaterakademie. Übersetzungen von italienischer und französischer Theaterliteratur.

Hervé Marcel Adeline, geb. 1959 in Gaillon, Normandie. Ausbildung zum Grundschullehrer von 1979 bis 1982. Seit 1983 Lehrer in der Französischen Grundschule Jean Renoir in München. Gründungsmitglied und Schauspieler in der Theatergruppe Compagnons de Thalie.

BAISER

Quand hors de tes lèvres décloses,
Comme entre deux fleuris sentiers,
Je sens ton haleine de roses,
Les miennes, les avant-portiers
Du baiser, se rougissent d‘aise,
Et de mes souhaits tous entiers
Me font jouir, quand je te baise.
Car l’humeur du baiser apaise,
S’écoulant au coeur peu à peu,
Cette chaude amoureuse braise,
Dont tes yeux allumaient le feu.

Pierre de Ronsard

KUSS

Wenn aus der Lippen offner Türe,
Den Blumen gleich am Wegesrand,
Ich deinen Rosenatem spüre,
So werden meine, schon gespannt
Zum Kuss, ganz rot und freuen sich,
Und mehr, als ich zu wünschen fand,
Erfüllt sich schließlich, küss ich dich.
Ein Kuss, der sich ins Herze schlich
Und der den Weg dorthin gefunden,
Beruhigt die Glut, die fürchterlich
Dein Aug einst hat darin entzunden.

Pierre de Ronsard, übersetzt von Georg Holzer

Amoren für Cassandre

Pierre de Ronsard (1524-1585):
Amours


Übersetzt und vorgestellt von Georg Holzer

Lesung der Originale: Hervé Adeline

Montag­, den 09.03.2009
20:00 Uhr

Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)

Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei