Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Rezitiert werden erotische Gedichte der Griechen Anakreon, Pseudo-Anakreon, Meleager von Gadara, Rufin und Straton sowie der Römer Catull, Horaz, Properz, Ovid, Martial.
Die Textauswahl erfolgt unter bestimmten Gesichtspunkten, die dem besonderen, heute fast fremdartig anmutenden Charakter der antiken Liebeslyrik Rechnung tragen. Es soll gezeigt werden, daß Bekanntschaft mit der Ordnung des Geschlechtslebens in Rom und Hellas sowie mit bestimmten vom jeweiligen Dichter benutzten Texten das Verständnis ihrer Poesie erheblich fördern. Außerdem wird eine Begründung dafür geliefert, daß die vorgetragenen Gedichte nicht im Versmaß des Originals, sondern in rhythmischer Prosa wiedergegeben sind.
Niklas Holzberg, geb. 1946 in Dillingen/Donau, habilitierte sich 1979 an der Universität Erlangen (Willibald Pirckheimer. Griechischer Humanismus in Deutschland.) und ist seit 1983 Professor für klassische Philologie an der Universität München. Er lehrt schwerpunktmäßig über augusteische Poesie und griechisch-römische Erzählprosa.
Wichtigste Monographien: Ovid (2 1998), Catull (2 2003).
Stefan von der Lahr, geb. 1958, studierte in Konstanz Geschichte, Philosophie und Jura, wurde aufgrund seiner Arbeit zur älteren griechische Tyrannis zum Dr.phil. promoviert und arbeitete danach in einem Forschungsprojekt über die Gesetze der frühen römischen Republik. Seit über zehn Jahren ist er Lektor für Altertumswissenschaften beim Verlag C.H.Beck in München. Im Lyrik Kabinett stellte er 1993 bereits Theognis von Megara vor.
Vivamus, mea Lesbia, atque amemus,
Rumoresque senum severiorum
Omnes unius aestimemus assis!
Soles occidere et redire possunt:
Nobis cum semel occidit brevis lux,
Nox ets perpetua una dormienda.
[...]
Catull, Carmen 5
Leben, meine Lesbia, wollen wir und uns lieben,
und alles Gezeter allzu strenger Greise
sei uns nicht einen roten Heller wert.
Sonnen können sinken und wiederkehren,
doch ist einmal erloschen unser kurzes Lebenslicht,
müssen wir eine einzige Nacht fortwährend schlafen.
Gib mir tausend Küsse, dann noch hundert,
dann noch weitere tausend, dann wieder hundert,
dann wieder weitere tausend, dann noch hundert.
Dann, wenn wir viele tausend beisammen haben,
bringen wir sie durcheinander,
damit wir nichts mehr wissen
und kein schlechter Mensch sie
mit bösem Blick behexen kann,
wenn er weiß, es waren soundso viele Küsse.
Übersetzt von Niklas Holzberg
Copyright: C.H.Beck, München
„Applaus für Venus“
Niklas Holzberg
stellt seine Anthologie mit den
schönsten Liebesgedichten der Antike vor.
(C.H.Beck, 2004)
Einführung: Stefan von der Lahr
Lyrik-Bibliothek, Schellingstr. 3 / Rg.
(U 3 / U 6 Universität)
Nach der Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats/Literatur
Eintritt: €5,50 / €3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei