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Aus einem See von Strophen

Seit Jahren gilt er als Kandidat für den Nobelpreis; Kritiker nennen ihn in einem Atemzug mit Seamus Heaney und Josef Brodsky: Les Murray. Geboren 1938 in Bunyah (New South Wales, Australien), einem idyllischen Tal, das 1870 von seinen schottischen Vorfahren besiedelt wurde. Murray studierte in Sydney, arbeitete als Übersetzer westeuropäischer Sprachen und Literaturkritiker, war Herausgeber der Zeitschrift Poetry Australia und Lyriklektor im Verlag Angus & Robertson. 1974 kehrte er mit der Familie nach Bunyah zurück.
Aus seinen circa 20 Lyrikbänden hat er jetzt hundert ihm wichtige Gedichte ausgewählt: „Was da an Klängen, Spielen, Worterfindungen und visuellen Raffinessen elementar durchs Wasser gleitet, durch die Luft saust oder über die Erde galoppiert, hat seinesgleichen in der Dichtung nicht.“ (Dorothea von Törne, Die Welt).

Margitt Lehbert, geboren 1957 in Genf, lebt als Verlegerin der Edition Rugerup und Übersetzerin (ins und aus dem Englischen) in Schweden.

Wollhaargras

Fast ganzjährig schlicht wie Ruten
erwacht dies zerzauste Gras im Oktober
an den Landstraßen in einer Wolke von
Sagoblüten, von rotbraunen Knoten,
geknüpft in einem formlos wolligen Plasma

doch bring das Gewebe vor die Sonne
und es entflammt rosé geschliffene
Kelche und Krüge. In Gottes Namen
flüssiger Opal von einem Parallelufer,
blendender Tau zu jeder Tageszeit.

Les Murray,
aus: Aus einem See von Strophen. Hundert ausgewählte Gedichte von Les Murray, übersetzt von Margitt Lehbert, Edition Rugerup 2014, S. 185

Aus einem See von Strophen

Les Murray
liest aus seiner neuen Auswahl
von 100 Gedichten. (englisch)

Moderation und Übersetzungen: Margitt Lehbert

Donnerstag­, den 22.05.2014
20:00 Uhr

Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)

Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei