fallbackImageStage

Chamissos Charme

Zwei bulgarische Lyrikerinnen im Dialog: Die interkulturelle Netzwerkerin Tzveta Sofronieva präsentiert die Spoken-Word-Künstlerin Kamelia Spassova.

Tzveta Sofronieva, geb. 1963 in Sofia, lebt nach Aufenthalten an verschiedenen Orten der Welt überwiegend in Berlin. Sie ist diplomierte Physikerin, promovierte Kulturwissenschaftlerin und studierte Poesie bei J. Brodsky. Sie schreibt auf Deutsch, Bulgarisch und Englisch. Bislang liegen von ihr acht Gedichtbände vor sowie Theatertexte und Prosa, für die sie auch mehrfach ausgezeichnet wurde - 2009 erhielt sie den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis.

Kamelia Spassova, geb. 1982 in Sofia, wo sie bis heute lebt, studierte Literaturtheorie bis zur Promotion an der Universität Sofia, an der sie zur Zeit auch lehrt; sie ist Redakteurin der Zeitschrift Literaturen Vestnik, Sprecherin der Künstlergruppe Ustata und arbeitet zudem als Literaturkritikerin. Für ihre literarische Arbeit erhielt auch sie bereits mehrere Preise. Auf Deutsch erschienen Gedichte aus ihrem Gedichtband Parzelle Nr. 17 (Plovdiv, 2007) in dem Akzente-Heft 4/2009, in dem T. Sofronieva bulgarische Gegenwartslyrik vorstellte.

Kamelia Spassova, die Jüngste in der Auswahl des autoren:forum des Literaturfest München, repräsentiert die neue sprachliche Entwicklung der letzten Jahre: Globalisierung und Computerisierung sind ihr längst eine Selbstverständlichkeit. Mit ihrem Schreiben hinterfragt sie die Position der bulgarischen Sprache in Europa und die der Dichtung im Alltag.

Die Stürmische

sie ist ziemlich fett geworden
seidig-grün ist ihre Hose
verbirgt diese Riesenschenkel
so eilt sie zur Vorlesung während
ihre Stöckelschuhe auf das Parkett poltern
sie ist zu spät für die „Polnische Romantik“
erst recht für ihre Hochzeitsnacht
ihr bleibt die Jungfernschaft
mit der Zeit wird sie solider
geerdeter, mit immer größerem Hintern
sie würde gern verstehen, warum
es immer so und niemals anders ist

Kamelia Spassova,
übers. von Angela Litschev

6.

Ruhig, zärtlich, sogar mit Liebe,
um nicht als Besiegter zu gehen,
vornehm und sehr taktvoll,
ohne Explosionen
legst Du eine Bombe
in den Raum meiner Augen.
Keine Atombombe. Eine völlig harmlose,
nimmt nur den Sauerstoff.
Die Stadt mit allen Körpern bleibt.

Tzveta Sofronieva,
aus dem Zyklus: „Unterwasserelektrizität“ in:
Gefangen im Licht (1999), übers. v. Gabi Tiemann

Chamissos Charme

Tzveta Sofronieva
liest aus ihren Gedichten und präsentiert –
als ihren Wunsch-Gast beim forum:autoren
Kamelia Spassova

Eine Lesung im Rahmen des von Ilija Trojanow kuratierten forum:autoren im Literaturfest München

Mittwoch­, den 24.11.2010
20:00 Uhr

Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)

Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei