Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
„Hält sich ein Enjambement versteckt im Sprung von 4 zu 5? Eher nicht, wird dort kein Danebensein ausgestellt, sondern fungiert das zwei Zeilen nacheinander ausfädelnde da (oho: „da/ … da/“!)“, meint Christian Steinbacher und stampft dabei rhythmisch auf den Boden. Franz Josef Czernin geht es ruhiger an: „Dada und die avantgardistischen Traditionen werden einmal Moment einer Kräftekonstellation gewesen sein, die auch andere Zeitalter und Literaturen einschließt.“ Dagmara Kraus singt darauf ein gar schönes Dada-Lied: „Das Af’teur-lè di zagte vîr zint maoulzalât“. Nikolai Vogel greift sich an die Augen und brüllt: „Die sich öffnende Pupille, weit, weit öffnende Pupille, das All kommt, vergeblicher Versuch gar zu blinzeln, (Data=)Dada Explosion, Dadanova: Superdada, Superdada, gleißendes (Licht=) DADA!“ Christian Uetz schweigt – vorerst! Wie auch immer: Dada ist da, ist munter wie ein Fisch in der scharf gewürzten Bouillabaisse des Lebens! Davon zeugen und überzeugen an diesem Abend die genannten Gegenwartsdichter.
die Kelten, Etrusker, Urnen, Särge, Staub auf der Bank, Veronesergrün und Terra di Siena, Blumenwiese! Anna, natürlich! Buffets und Vitrinen, Jean Paul oder so Fußnotenjunkies, und nirgends ein Ausweg, die Netzstrümpfe blickdicht, schon wieder Spam, auf allen Vieren von hinten genommen, Vokale aufwirbeln, ja, da! da! oh ja! so lala! […] in jedem Eck ein Regenschirm vergessen, da! da bleibt einem die Spucke weg, sagt niemand mehr was, stottert nur rum, da-da, alles gesagt! na, na, nicht so hastig, erst da, ja das Gefängnis, nicht übertreiben! die Tür angelehnt, Marcel Proust, und jetzt riecht es nach Spargel, preußischblau, noch so ein Pils!
Nikolai Vogel,
in: Gä weida Dada. 100 Jahre Dada und München. Herausgegeben von A. Trojan (Black Ink, 2016).
Dada today
Mit
Christian Steinbacher
Franz Josef Czernin
Dagmara Kraus
Nikolai Vogel und
Christian Uetz
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Im Rahmen der Reihe
„Gä weida Dada. 100 Jahre Dada und München“
Eine Initiative des Münchner Literaturarchivs Monacensia und des Lyrik Kabinetts
in Kooperation mit dem Stadtarchiv München und dem Valentin-Karlstadt-Musäum
Mit freundlicher Unterstützung der Kulturstiftung Stadtsparkasse München
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei
Abendkasse, freie Platzwahl
Lyrik Kabinett, Tel: 34 62 99
Fax: 34 53 95
Email: info (at) lyrik-kabinett.de