Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Judith Herzberg, geb. 1934 in Amsterdam als Tochter des Schriftstellers und Rechtsanwalts Abel Jacob Herzberg und seiner Frau Thea Loeb-Herzberg. Die Zeit des Nationalsozialismus überlebten die Geschwister Herzberg getrennt voneinander – untergetaucht bei verschiedenen Familien. Die Eltern, 1943 depor-tiert, haben das KZ Bergen-Belsen überlebt und die Familie konnte im Juni 1945 wieder vereint werden. – J. Herzberg ist Schriftstellerin, Lyrikerin und Bühnenautorin. Für ihr Drehbuch über die in Auschwitz ermordete junge Künstlerin Charlotte Salomon, bekam sie 1980 den Bayerischen Filmpreis. Ihr erstes Theaterstück erschien 1972, das bisher letzte Vielleicht Reisen wurde 2004 am Düsseldorfer Schauspielhaus uraufgeführt. Sie übersetzte u.a. Ibsen, Strindberg, E. Jandl und Wedekind ins Niederländische. – Als Lyrikerin debütierte sie 1963. Seitdem sind über zwölf Gedichtbände (vier Auswahlbände auch auf Deutsch) erschienen. – Zuletzt wurde sie 1997 mit dem P.C. Hooftprijs, dem niederländischer Staatspreis für Literatur ausgezeichnet.
Im Lyrik Kabinett hat Judith Herzberg zus. mit Carel Ter Haar bereits im April 1990 gelesen.
Rutger Kopland (Pseudonym für R. H. van den Hoofdakker), geb. 1934 in Goor, emeritierter Professor für Psychiatrie an der Reichsuniversität Groningen in den Niederlanden, verfasste zahlreiche Artikel und Aufsätze zur modernen Psychiatrie, vornehmlich über sein Hauptfachgebiet Schlaf. Seit 1966 veröffentlichte er aber auch dreizehn Gedichtbände sowie mehrere Bücher mit literarischen Essays. 1988 erhielt er den P.C. Hooftprijs, 1998 den VSB Poëzieprijs zugesprochen. In diesem Jahr erschien in der Edition Lyrik Kabinett bei Hanser ein Auswahlband seiner Gedichte: Dank sei den Dingen. Er lebt in Glimmen bei Groningen.
Michael Krüger ist Leiter des Carl Hanser Verlags, Herausgeber, Verfasser von Lyrik, Prosa und Essayistik.
Klaas Gubbels
Wie ein Tisch sich zum Beispiel verwandelt
in ein Gemälde.
Es geht ums Sehen, sagt Klaas
mehr schauen, weniger malen.
Zurückgehen, bis du denkst: verdammt.
Wenn du lang genug schaust, siehst du
jeden Tisch zum ersten Mal.
Rutger Kopland,
übers. von Mirko Bonné und Hendrik Rost
Krankenbesuch
Mein Vater hat schweigend an meinem Bett gesessen,
eine lange Stunde lang.
Als er seinen Hut aufgesetzt hatte
sagte ich, nun, dies Gespräch
ist leicht zu resümieren.
Nein, sagte er, nein, nicht doch,
du mußt es erst mal probieren.
Judith Herzberg,
übers. von Gregor Laschen
Dank sei den Dingen II
(Eine Veranstaltung im Rahmen der niederländischen Lesereihe ‚Quer durch Amsterdam’)
Judith Herzberg
und Rutger Kopland
lesen aus ihren Gedichten
(niederländisch / deutsch).
Moderation und Lesung der deutschen Texte:
Michael Krüger
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung für die Übersetzung Niederländischer Literatur, Amsterdam
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei