Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Rudolf Borchardt (1877-1945) studierte klassische Philologie in Berlin, Bonn und Göttingen und lebte seit 1903 in der Toskana. Befreundet mit Hofmannsthal und Rudolf Alexander Schröder, beteiligte er sich 1913 an der Gründung der »Bremer Presse«. Borchardts Werk umfaßt Gedichte, historische Essays, erzählende und autobiographische Prosa, Dramen, Reden und Polemiken. Sein übersetzerisches Werk umspannt Homerische Hymnen, Pindar, Platon und Tacitus, die provenzalischen Trobadors sowie englische Dichter des 19.Jahrhunderts. Seine monumentale Commedia Deutsch, entstanden 1904-1929, ist eine der eigenwilligsten und zugleich sprachmächtigsten Schöpfungen nicht nur der Geschichte der Übersetzungen ins Deutsche, sondern auch der gesamten deutschen Literatur. Denn Borchardt glaubte sich erst ein Deutsch entwickeln zu müssen, das geeignet wäre, die Commedia aufzunehmen: ein gewissermaßen utopisches Deutsch, das es im Spätmittelalter nicht gab, aber hätte geben können. Dante Deutsch erschien erstmals vollständig 1930 in der Bremer Presse.
Jörg Drews, geb. 1938 in Berlin; Prof. f. Literaturkritik/Literatur des 20. Jahrh. in Bielefeld, ist Hg. des Bargfelder Bote. Materialien zum Werk Arno Schmidts und der Schriften J. G. Seumes sowie Mitherausgeber der Reihe Frühe Texte der Moderne. Er publiziert regelmäßig in der SZ sowie in literaturwiss. Fachzeitschriften. Drews ist Mitglied der Rudolf Borchardt Gesellschaft e. V.
Ilaria Furno-Weise promovierte in Florenz bei G. Contini und lebt nach einer 33-jährigen Lehrtätigkeit an der Universität München heute halb in München, halb in Florenz, wo sie u. a. über Rudolf Borchardt forscht.
IN MITTEN UNSERES LEBENS an der fahrt
erfand ich mich in einem finsteren hagen ,
dass ich der rechten strassen irre ward:
Ach harter pein , und wem er glich , zu sagen ,
der hagen , ein wild wald rauch und ungeheure ,
der an gedanken mir erneut das zagen !
Tod ist viel saurer nicht denn seine säure !
doch kund zu thun, was heils ich dort empfieng ,
sag ich, was mehr mich traf von abenteure :
Ich vollspräch es kaum je, wie ich mich drein fieng ;
also von schlafe war ich da bezwungen ,
dass ich von der bewährten strassen gieng .
Doch da zu berges fusse ich auf gerungen ,
all da ein end des selben thales war ,
das so mit fürchten durch mein herz gedrungen :
Blickte ich empor , und sah sein schultern paar
schon angethan mit strahlen des planetenh ,
der leuten weist die richte in jeder fahr
Rudolf Borchardt: Dante Deutsch
DANTE DEUTSCH
von Rudolf Borchardt
Vorgestellt von
Jörg Drews
Lesungen der italienischen Originale:
Ilaria Furno-Weise
Eine Veranstaltung im Rahmen der „Lectura Dantis“
(unter Leitung von Pia-Elisabeth Leuschner)
Lyrik-Bibliothek, Schellingstr. 3 / Rgb.
(U 3 / U 6 Universität)
Nach der Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.
Eintritt: €5,50 / €3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei