Dante-Vision

Seit der Geburt des Kinos hat die außerordentliche Bildhaftigkeit der Göttlichen Komödie Filmemacher inspiriert. Aber läßt Dantes Vorstellungskraft sich überhaupt auf die Leinwand bannen – und wenn ja, wie? Die „Dante-Vision“ zeigt ein Panorama von eigenwilligen Antworten, die auf diese Frage gegeben wurden: von ersten Wiedergaben der Commedia in Schwarz-Weiss bis zu heutigen Video-Experimenten.

Dante's Inferno von Henry Otto verbindet eine zeitgenössische Handlung – ein kaltherziger Tycoon wird in einem Traum in Dantes Hölle versetzt – mit einer von den Dante-Illustrationen Gustave Dorés inspirierten Ästhetik. Dieser Film wird von Aljoscha Zimmermann live begleitet.

Peter Greenaway hat mit TV Dante. Canto I-VIII ein einzigartiges Video-Dokument geschaffen. Darin werden die ersten Canti des Inferno vorgelesen, dabei mit sehr mannigfaltigen filmischen Mitteln bis hin zur Computer-Grafik assoziativ untermalt und zugleich durch eingeblendete Kurzinterviews auf einer Metaebene erläutert.

Der Niederländische Filmemacher Stan Brakhage setzt sich in seinem Kurzfilm The Dante Quartet in abstrakter expressionistischer Art mit Dante auseinander, indem er gefilmte Sequenzen mit Farbe überarbeitet und grafische Motive und Kratzer auf den Filmstreifen aufbringt.

All diese Filme zeigen den fruchtbaren Zwiespalt, in den die eminente Anschaulichkeit Dantes die Filmschöpfer bringt: nämlich entweder ihre von dem Werk angeregten Phantasien und damit letztlich sich selbst zu verwirklichen oder um eine imaginative Treue zur Commedia zu ringen. Für Cineasten wie für Dante-Freunde eine einmalige Attraktion!