Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Das erste Buch eines Autors ist sein Entrée in die Welt der Literatur. Mit jedem folgenden Buch entfernt er sich wei-ter von diesem Anfang. Welche Gedanken und Empfin-dungen aber bewegen einen Autor beim Blick auf sein Debüt, wenn dessen Erscheinen 20, 30 oder sogar 50 Jahre zurückliegt? An über einhundert deutschsprachige Autoren ging die Bitte, ihr erstes Buch noch einmal zur Hand zu nehmen und aufzuschreiben, was ihnen bei der erneuten Lektüre durch den Kopf geht. Über neunzig von ihnen sind der Bitte gefolgt, unter ihnen Michael Krüger und Thomas Rosenlöcher, die jeweils ihre Re-Lektüren vorstellen.
Michael Krüger, geb. 1943, wuchs in Berlin auf, absolvierte eine Lehre als Verlagsbuchhändler und als Buchdrucker und Buchhändler. 1968 wurde er Lektor im Münchner Hanser Verlag, 1986 literarischer Leiter des Verlages, seit 1995 ist er Geschäftsführer. 1976 erschien sein Erstling, der Gedichtband Reginapoly. Heute ist er Autor von über zehn Gedichtbänden, von Romanen und Erzählungen. 1986 erhielt er den Peter-Huchel-Preis.
Thomas Rosenlöcher, geb. 1947, kam erst auf Umwegen zur Literatur. Einer kaufm. Ausbildung, dem Studium und der Arbeitstätigkeit als Ökonom folgte ab 1976 ein Literaturstudium in Leipzig. 1982 erschien sein erster Gedichtband Ich lag im Garten von Kleinzschachwitz. Seit 1983 freischaffender Autor; Rosenlöcher lebt in seiner Heimatstadt Dresden.
Renatus Deckert, geb. 1977 in Dresden, lebt als Essayist, Lyriker in Berlin. Er war zehn Jahre lang Herausgeber der Literaturzeitschrift Lose Blätter. Im Insel Verlag gab er 2005 den Band Die wüste Stadt. Sieben Dichter über Dresden heraus, bei Suhrkamp 2007 Das erste Buch. Schriftsteller über ihr literarisches Debüt.
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da stehen sie auf ihrer einsilbigen
deutschen Treppe
ICH
NOT
WUT
TAT
TOD
ACH!
ICH: Ich sehe sie
auf ihrer schmalen Stiege, die steil
nach oben führt in die dünne Luft
der hellen Systeme,
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Michael Krüger, aus: Reginapoly
Die Verlängerung
Ich lag in meinem Garten in Kleinzschachwitz
in einem Grün von niegesehnem Ausmaß
und sah, nachdenkend über die Belange
der unerhörten Rose und des Staats,
hoch über mir den großen Tröster Himmel,
als ich, kam das vom heftigen Nachdenken,
ein sanftes Ziehn in meinen Beinen spürte.
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Thomas Rosenlöcher, aus: Ich lag im Garten von Kleinzschachwitz
Das erste Buch
Ein Abend mit
Thomas Rosenlöcher
und
Michael Krüger
Moderation: Renatus Deckert
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei