Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Als einen Baustein des Künftigen und ein ‚Haus aus Sprache’ verstehen Asher Reich und SAID ihr gemeinsames neues Buch. Sie wollen ein Zeichen setzen – im Vertrauen auf die prophetische Kraft der Poesie. Entstanden ist ein „Poetengespräch“, in dem der israelische und der iranische Autor mit jeweils 40 Gedichten vertreten sind, aufeinander antwortend oder sich wechselseitig ineinander spiegelnd – ein Dialog hinweg über die Grenzen verfeindeter Welten: Kulturen, Sprachen und Religionen.
Asher Reich, geb. 1937 in Jerusalem, im damals noch unter britischem Protektorat stehenden Palästina. Er wuchs in einem orthodoxen Stadtviertel „mit streng religiöser Erziehung“ auf, das er als Achtzehnjähriger verließ. Er studierte Hebräische Literatur in Jerusalem, arbeitete in Tel Aviv als Journalist und war 1980-2002 Chefredakteur der Literaturzeitschrift des israelitischen Schriftstellerverbandes. Er lebt in Tel Aviv.
SAID wurde 1947 in Teheran geboren und kam 1965 als Student nach München. Hier verbanden sich seine literarischen Interessen mit einem politisch-demokratischen Engagement, womit seine Rückkehr in den Iran ausgeschlossen war. Auch nach dem Sturz des Schah (1979) sah er keine Möglichkeit zu einem Neuanfang in seiner Heimat. Er lebt in München. 2000-2002 war er Präsident des deutschen PEN-Zentrums.
Christoph Lindenmeyer studierte ev. Theologie in Heidelberg und München und ist seit 1971 Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks. Er war zehn Jahre lang Hauptabteilungsleiter und arbeitet jetzt als Kulturkoordinator in der Hörfunkdirektion. Er ist u.a. Moderator der Talksendung Eins zu Eins am Sonntag (Bayern 2) und in BR-alpha. Mitglied des deutschen PEN.
Asher Reich
Telegramm
Nacht. Jerusalem.
Ich denke an Dich. Stop.
Ich warte, Komma,
wie ein Baum am Wasser
ohne Dich – Gedankenstrich –
Sorge Dich nicht. Sehne Dich.
Neue Zeile.
Schüttel ab, was war, steh auf und
komm.
Aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer
Aus: Das Haus, das uns bewohnt (2009)
SAID
früher einmal
kannte das gras tausend betsprüche
die sich nicht widersprachen
früher einmal
war das gras auch dem fremden gut
und vermählte sich mit jeder türschwelle
früher einmal
wußte das gras um die anmut des wartens
und erkannte die schritte des schnitters
Das Haus, das uns bewohnt
Ein israelisch-iranisches Dichtergespräch:
SAID und Asher Reich
lesen aus ihrem neuen gemeinsamen Buch
(Lyrik Kabinett 2009).
Einführung:
Christoph Lindenmeyer
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
In Zusammenarbeit mit dem Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde.
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats der Landeshauptstadt München.
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei