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„ein windstoß vom horizont“

Eugenio Montale, geboren in Genua, verlebte seine Jugend in Ligurien; als junger Mann beginnt er ein Gesangstudium, wird aber 1917 zum Militär eingezogen. 1925: erster Gedichtband Ossi di Seppia; M. unterschreibt das antifaschistische Manifest von B. Croce. 1926 Bekanntschaft mit Umberto Saba und Ezra Pound. Ab 1929 Direktor der Forschungsbibliothek Gabinetto Vieussex; wird er wegen Antifaschismus 1938 entlassen. 1939 erscheint der zweite Gedichtband Le occasioni. Nach dem Krieg - und einer kurzen politischen Erfahrung - Arbeit in Mailand als Redakteur des Corriere della sera. Weitere Gedichtbände: 1956 La bufera ed altro, 1971 Satura; 1980 erscheint die kritische Ausgabe seiner gesamten Lyrik. 1967 zum Senator auf Lebenszeit gewählt, erhält er 1975 den Nobelpreis. - Um das sog ‚Posthume Tagebuch‘, das der P. Kirchheim Verlag in einer ersten deutschen Übersetzung vorlegt, gab es eine heiße Kontroverse bezgl. seiner Authentizität., die durch Vorlage der Autographen inzw. beigelegt ist. M. hatte die Gedichte, die 1969-1979 entstanden, seiner Lebensgefährtin Annalisa Cima geschenkt, mit der Auflage, diese erst nach seinem Tod peu á peu zu veröffentlichen. Vermutlich wollte er sich entziehen., was er als Etikettierung durch die Kritik fürchtete: "[die Poesie überlebt], wenn sie sich dazu eignet, anders und neu interpretiert zu werden, und Quelle von großen Mißverständnissen zu sein."
 

Christine Koschel, geb. 1936 in Breslau, lebt seit 1965 in Rom. 1961 erster Gedichtband "Den Windschädel tragen" im Ellermann Verlag. 1963 Lesung bei der Gruppe 47 in Saulgau. Mithg. der Werkausgabe von I.Bachmann; mehrere Gedichtbände; Übersetzungen aus dem Englischen und Italienischen.
 

Ute Stempel, geb. in Zwickau/Sachsen, promovierte über D. Buzzati und ist heute publizistisch für verschiedene Tageszeitungen und Rundfunkanstalten tätig.
 

Ilaria Furno-Weise, geb. in Florenz, promovierte bei G. Contini und war bis zum Jahr 2000 Lektorin an der Universität München.

 

Un giorno non lontano
assisteremo alla collisione
dei pianeti e il diamantato cielo
finirà sommerso in avvalli.
Allora coglieremo rutilanti fiori
e stelle al neon.
Guarda, ecco il segnale, un fuoco
s'appicca in cielo, si scontrano
Giove con Orione e nel terribile
frastuono dov'è finito l'uomo?
Certo basta un soffio al mondo
in cui viviamo per scomparire.
Rimarrà forse un grido, quello
della terra che non vuole finire.
 
 
Eugenio Montale: aus " das Posthume Tagebuch 2"
       Eines nicht allzu fernen Tages,
werden wir den Zusammenstoß
der Planeten erleben - der diamantenbesetzte Himmel
wird in der Tiefe enden, überflutet.
Dann werden wir grellrote Blumen
und Neonsterne pflücken.
Schau, da ist das Signal, am Himmel
wird Feuer gelegt, Jupiter
und Orion kollidieren und in dem schrecklichen
Getöse, wo ist der Mensch geblieben?
Gewiß genügt ein Hauch auf der Welt
in der wir leben, und wir verschwinden.
Vielleicht bleibt ein Schrei, der
Schrei der Erde, die kein Ende will.
 
 
Aus dem Italienischen von Christine Koschel

„ein windstoß vom horizont“

Eugenio Montale

1896 - 1981

Christine Koschel

liest ihre Übersetzungen.
 

 

Einführung:      Die Originale liest:

Ute Stempel      Ilaria Furno-Weise

Dienstag­, den 29.01.2002
20:00 Uhr

Lyrik-Bibliothek, Schellingstr. 3 / Rgb.

(U 3 / U 6 Universität)

Mit freundlicher Unterstützung
des Kulturreferats/Literatur.

Eintritt: DM 10,- / DM 7,-
Mitglieder Lyrik Kabinett: freier Eintritt