Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Euripides wird durch den Aufstieg Athens in den Perserkriegen, durch die anschließende große Zeit seiner Vaterstadt auf dem Höhepunkt ihrer Macht im Ersten Attischen Seebund und durch ihren tiefen Fall im Peleponnesischen Krieg geprägt.
Im Gegensatz zu seinen literarisch nicht weniger erfolgreichen und wirkungsmächtigen Konkurrenten Aischylos und Sophokles zeigen seine Tragödien den Menschen in einer vielfach von irra-tionalen Mächten beherrschten Welt. Der das Geschehen vorantreibende Konfliktstoff liegt jedoch stets im Menschen selbst. So werden die Handlungen der Akteure psychologisch motiviert und erscheinen getragen von bewegend dargestellten Leidenschaften. Zwar tritt auf dem Höhepunkt der Verstrickung des Individuums ein Gott – nicht selten als der sprichwörtliche deus ex machina – in Erscheinung, doch spielen die Götter letztlich für das Schicksal der Menschen keine bedeutende Rolle. All dies und nicht zuletzt die Tatsache, daß Euripides die Frau in einer patriarchalischen Welt in ihren Nöten und Bedrängnissen für das Theater entdeckt, verleihen seinen Tragödien eine überzeitliche Modernität.
Martin Hose, geb. 1961 in Wathlingen/Niedersachsen, lehrt seit 1997 als Professor für Klassische Philologie an der Universität München. Arbeitsschwerpunkte: Griechisches Drama; Hellenistische Dichtung; griechische Literatur der Spätantike. Er ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Stefan von der Lahr, geb. 1958, studierte in Konstanz Geschichte, Philosophie und Jura, wurde mit einer Arbeit zur älteren griechischen Tyrannis promoviert und ist seit 1992 Lektor für Altertumswissenschaften im Verlag C.H.Beck in München.
Glückselig ein jeder,
der seligen Herzens,
kundig der göttlichen Weihen,
sein Leben in Reinheit verbringt,
dem Festschwarm sich anschließt
freudigen Herzens,
dem Dionysos zum Ruhm.
Euripides, Bakchen, V. 72-75
Der Dichter der Leidenschaften
Euripides
(485/86-406 v. Chr.)
Vorgestellt von Martin Hose
Einführung: Stefan von der Lahr
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats.
Eine Zusammenarbeit mit dem Verlag C. H. Beck.
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei