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Der ewige Brunnen

„Der ewige Brunnen. Ein Hausbuch deutscher Dichtung“ ist für Millionen Leser und Leserinnen zum Ort der Begegnung mit der deutschen Lyrik geworden: die Anthologie wurde zusammengestellt von Ludwig Reiners (1896–1957), einem vielseitigen und seinerzeit sehr erfolgreichen Sachbuchautor, sie versammelt auf über 1000 Seiten mehr als 1600 deutsche Gedichte und wurde von Andreas Brylka mit zahlreichen Vignetten liebevoll illustriert. Zum 50-jährigen Jubiläum der Sammlung erscheint nun eine von Albert von Schirnding aktualisierte sowie um Gedichte der letzten 50 Jahre erweiterte Ausgabe.

Albert von Schirnding, geb. 1935, war lange Jahre Direktor eines Münchener Gymnasiums und entfaltete daneben eine rege literarische und journalistische Tätigkeit – als Autor von Gedichten, Essays, Erzählungen und Übersetzungen und von Kritiken für die SZ. Er lebt heute als freier Schriftsteller bei München.

„[…] der Mensch bedarf des Verses, wie er des Waldes und des Weines bedarf. Eingezwängt in das zweckvolle Gehäuse der Alltagsarbeit, die ihn erregt und ermattet, aber nicht erfüllt und beglückt, strebt er zu anderen Ufern, zu denen ihn nur Kräfte tragen können, die ihn in der Tiefe seines Wesens erfassen. […] Was er ersehnt, sind Wege zu tiefe-ren Daseinsformen, […] die den Blick freigeben auf unbe-kannte, auf schönere Reiche. Gerade diesen Blick schenkt uns das Gedicht. Es belehrt nicht: es erhellt. Es zerstreut nicht: es entrückt. Es läßt uns teilhaben an Welten, die allen anderen Schritten unerreichbar sind.“ (Ludwig Reiners, Vorwort zu „Der Ewige Brunnen“, 1955).

Weitere Informationen finden Sie auf der ‚Homepage’ der Anthologie: www.der-ewige-brunnen.de.

Kennst du das Bild auf zartem Grunde?
Es gibt sich selber Licht und Glanz.
Ein andres ists zu jeder Stunde,
und immer ist es frisch und ganz.
Im engsten Raum ist’s ausgeführet,
der kleinste Rahmen faßt es ein;
doch alle Größe, die dich rühret,
kennst du durch dieses Bild allein.

Und kannst du den Kristall mir nennen?
Ihm gleicht an Wert kein Edelstein;
er leuchtet, ohne je zu brennen,
das ganze Weltall saugt er ein.
Der Himmel selbst ist abgemalet
in seinem wundervollen Ring;
und doch ist, was er von sich strahlet,
noch schöner, als was er empfing.

Friedrich Schiller
(Ein Rätsel aus: “Turandot”, 1802,
nach Carlo Gozzi).

Buch der Kindheit – Buch der Liebe –
Buch des Todes – Buch der Natur…

Der ewige Brunnen.
Ein Hausbuch deutscher Dichtung

(gesammelt und herausgegeben von
Ludwig Reiners, 1955)

Die erweiterte und aktualisierte
Jubiläumsausgabe wird vorgestellt von:
Albert von Schirnding

Einführung: Raimund Bezold

Sprecherin: N. N.

Montag­, den 10.10.2005
20:00 Uhr

Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)

In Zusammenarbeit mit dem Verlag C. H. Beck.

Eintritt: €5,50 / €3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei