Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Die persische Lyrik gehört seit Jahrhunderten zur Weltliteratur und war im Iran bis weit ins 20. Jahrhundert die wichtigste literarische Gattung. Aus der großen poetischen Tradition, der Begegnung mit westlicher Lyrik sowie der politischen und religiösen Zeitgeschichte Irans ist eine moderne persische Dichtung hervorgegangen, die ihre Leser unmittelbar anspricht, auch und gerade da, wo ihre Bilder zunächst fremd und fern anmuten.
Von Nimâ Yuschidsch, dem „Vater der neuen Lyrik“, und Ah-mad Schâmlu über den Malerpoeten Ssohrâb Ssepehri und Forugh Farrochsâd, deren Werk vielen als Höhepunkt der persischen Dichtung gilt, bis hin zu jüngeren Dichtern aus der Zeit nach der Islamischen Revolution versammelt diese Anthologie rund hundert der schönsten Gedichte moderner persischer Lyrik. Die Übersetzung von Kurt Scharf vermittelt deutschen Lesern einen überzeugenden Eindruck vom Klang des Originals und läßt sie teilhaben an Sprachkunst u. Bildern, Träumen u. Hoffnungen einer gar nicht so fernen poetischen Welt
Kurt Scharf, geb. 1940. Mitarbeiter des Goethe-Instituts in Teheran (1973-79), Brasilien und Istanbul – Stationen in seinem Leben, auf denen er sich nicht nur vielfach für Demokratisierung einsetzte, sondern als Übersetzer und Hg. persischer u. brasilportugiesischer Literatur auch für eine kulturelle Verständigung. Zur persischen Literatur hat er bereits verschiedene Anthologien herausgegeben, bei C.H.Beck Hafis, Rumi, Omar Chajjam. Die schönsten Gedichte aus dem klassischen Persien (2004) und Der Wind wird uns entführen. Moderne persische Dichtung (2005). Moses-Mendelssohn-Preis 1998.
SAID, geb. 1947 in Teheran, kam 1965 nach München. Sein politisch-demokratisches Engagement verunmöglichte ihm seine Rückkehr in den Iran bis zum Sturz des Schah. Doch auch danach sah SAID keine Möglichkeit zu einem Neuanfang in seiner Heimat: er lebt in München. Für seine Gedichte u. Hörspiele erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u. a. 2002 den Adelbert-von-Chamisso-Preis.
Liebeslied
Jener, der sagt, ich liebe,
Ist ein verzweifelter Sänger,
Dem sein Lied abhanden kam.
Ach wenn der Liebe doch
Das Wort zu Gebote stünde!
Tausend fröhliche Lerchen
Singen in deinen Augen,
Tausend stumme Kanarienvögel
Sitzen in meiner Kehle.
Ach stünde der Liebe
Doch das Wort zu Gebote!
Ahmad Schâmlu, aus: Der Wind wird uns entführen
Der Wind wird uns entführen
Moderne persische Dichtung
Vorgestellt von Kurt Scharf.
Einführung: SAID
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Nach der Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.
In Zusammenarbeit mit dem Verlag C. H. Beck.
Eintritt: €5,50 / €3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei