Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Friedrich Rückert wurde am 16.5.1788 in Schweinfurt geboren. Er besuchte dort das Gymnasium und studierte ab 1805 Jura und Philologie in Würzburg und Heidelberg, wo er 1811 habilitierte. Er hielt Vorlesungen über griechische und orientalische Mythologie, wurde dann Gymnasiallehrer, Privatgelehrter und 1815 Redakteur von Cottas Morgenblatt in Stuttgart. 1817 reiste er nach Italien, 1818 nach Wien, wo er bei J.von Hammer-Purgstall die arabische, türkische und persische Literatur und Sprache kennenlernte. 1821 heiratete er Luise Wiethaus-Fischer; das Paar hatte zehn Kinder, die beiden jüngsten starben 1833/34 (Entstehung der Kindertotenlieder). 1826 wurde Rückert Professor für orientalische Sprachen in Erlangen, 1841 folgte eine ordentliche Professur in Berlin. 1848 zog er sich auf das Familiengut seiner Frau in Neuseß bei Coburg zurück, wo er am 31.1.1866 starb.
Von modernen Lyrikern wie Rudolf Borchardt, Loerke, Heißenbüttel und H. M. Enzensberger als Dichter geschätzt, ist Rückert heute hauptsächlich als Orientalist bekannt – wenngleich vermutlich genauso wenig gelesen. Rückert hat viele literar. Werke der klass. Persischen und Arabischen Literatur übertragen, auch eine Auswahl des Korans. Und seine Übersetzungen aus dem Sanskrit sind noch umfangreicher. Vieles ist noch unveröffentlicht. Dieser zweite Abend (nach dem ersten mit Hans Wollschläger) ist Rückert als virtuosem Übersetzer, als „Thesaurus der Weltliteratur“ gewidmet – manche seiner Übertragungen gelten noch heute als unübertroffen.
Annemarie Schimmel, geb. 1922 in Erfurt, lehrte zuletzt als Professorin für Indo-Muslimische Kultur in Harvard und Bonn. Sie übersetzte aus sechs orient. Sprachen, vor allem Poesie, und hat eine Vielzahl wiss. Arbeiten vorgelegt. 1995 erhielt sie den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Im September 2002 erschien ihre langerwartete Autobiographie Morgenland und Abendland. Mein west-östliches Leben (C.H.Beck Verlag)
Die Poesie in allen ihren Zungen
Ist dem Geweihten eine Sprache nur,
Die Sprache, die im Paradies erklungen,
Eh‘ sie verwildert auf der wilden Flur.
Doch wo sie nun auch sei hervorgedrungen,
Von ihrem Ursprung trägt sie noch die Spur;
Und ob sie dumpf im Wüstenglutwind stöhne,
Es sind auch hier des Paradieses Töne.
Rückert, „Ermutigung zur Übersetzung der Hamasa“ (1828)
„Die Poesie in allen ihren Zungen“
Friedrich Rückert
1788 – 1866
als Übersetzer
orientalischer Poesie
Annemarie Schimmel
Auswahl, Lesung und Kommentar
(Nachholung der für Mai angekündigten Lesung)
IBZ - Internationales Begegnungszentrum
der Wissenschaft Amalienstr. 38
(U 3 / U 6 Universität)
Nach der Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.
Eintritt: €5,50 / €3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei