Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Lubertus Jacobus Swaanswijk (der sich den Künstlernahme Lucebert – mit der Bedeutung ‚Lichtlicht’ wählte) wurde 1924 in Amsterdam geboren. 1938 begann er eine Ausbildung an einer Kunstgewerbeschule, die er nach einem halben Jahr abbrach. 1942-43 wurde er zur Zwangsarbeit nach Wittenberg geschickt, während dieser Zeit entdeckte er das Werk Hölderlins für sich. 1948 war er Mitbegründer der „Experimentele Groep“, in deren Zeitschrift sein erstes Gedicht erschien. Diese vereinigte sich im selben Jahr mit der Gruppe CoBrA (aus den Anfangsbuchstaben von Copenhagen, Brüssel und Amsterdam), der u. a. A. Jorn, Constant, K. Appel, Corneille und P. Alechinsky angehörten. Bei der großen COBRA-Ausstellung in Amsterdam 1950 war L. mit Gedichten und Randzeichnungen vertreten. Im selben Jahr gründete er mit sinnesverwandten Dichtern (u. a. G. Kouwenaar) die Gruppe „Die Fünfziger“, die in Auflehnung gegen eine intellekt-dominierte Ästhetik eine neue Ursprünglichkeit suchte. 1951 erschien L.s erster Gedichtband. Sein lyrisches Oeuvre wurde er mit den bedeutendsten niederländischen und belgischen Literaturpreisen ausgezeichnet. Sein künstlerisches Werk umfasst Gemälde, Gouachen, Zeichnungen, Graphiken und Keramikskulpturen.
Rosemarie Still, geb. in Karlsruhe, Buchhändlerin, lebte 1971-1985 in Amsterdam, seither in Berlin. Sie übersetzte u. a. Lucebert, Hugo Claus, Hans Faverey, Judith Herzberg und Cees Nooteboom ins Deutsche. Zuletzt erschien von Lucebert ein baum ist ein bein ist ein buch im Ulrich Keicher Verlag (Warmbronn).
Egbert van Wyngaarden, geb. 1967, verbrachte seine Kindheit in Deutschland; Schulausbildung und Jurastudium in den Niederlanden; nach diversen Tätigkeiten als Produzent für Theater, Film und Fernsehen seit 2003 freischaffender Drehbuchautor und Filmproduzent in München und Paris.
der preis von nichts
wenn der raum kein rätsel ist dann der siebensprung
der leichengeruch in der küche scharfsinnige nichtigkeiten
die sich der kehlkopf gern einverleibt
wer schweigen kann findet trost in den eigenen augen
die ganze welt gibt antwort auf die letzte frage
wo lass ich bloß meinen spracharm schallend lachenden affen
wirf ihn in den brennenden busch oder den biegsamen ginster
da wird auch er nicht ich aufblühn trieb am stamm
der stürme stumm durchstand nicht cogito sondern sum
Lucebert, übers. von Rosemarie Still,
aus: ein baum ist ein bein ist ein buch (2009)
ein baum ist ein bein ist ein buch
LUCEBERT (1924-1994):
Gedichte
Mit einer Ausstellung
einiger seiner Zeichnungen
(aus dem Nachlass)
Vorgestellt von Rosemarie Still
Lesung der niederländischen Originale:
Egbert van Wyngaarden
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Die Zeichnungen wurden freundlicherweise
zur Verfügung gestellt von Tony Swaanswijk.
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei