Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Attila József wurde 1905 geboren. Sein Vater verschwand, als er drei Jahre alt war, mit 14 Jahren verlor er seine Mutter. 1923 veröffentlichte die führende Literaturzeitschrift Nyugat seine ersten Gedichte. Eines davon brachte ihm einen Gotteslästerungsprozeß ein, in dem er jedoch freigesprochen wurde. Schon im Jahr vorher war sein erster Gedichtband Bettler der Schönheit erschienen, zeit seines Lebens sollten sechs weitere folgen.
Mit 19 Jahren trat József in die Universität von Szeged ein, aus der er 1925 aufgrund eines revolutionären Gedichts exmatrikuliert wurde (die von 1962-2000 seinen Namen trug). Nach Studienaufenthalten in Österreich und Paris wurde er 1931 in Budapest Mitglied der illegalen Kommunistischen Partei; doch auch aus ihr wurde er ausgeschlossen, als er 1933 nach Hitlers Machtergreifung in einem Artikel die „in ihrem eigenen Marxismus ertrunkenen Berufsrevolutionäre“ harsch kritisierte. 1937 warf er sich, von Armut, Rückschlägen und Depressionen zermürbt, im Alter von 32 Jahren vor einen Zug. „Es war ihm beschieden, vollkommen zu sein. Nicht nur ein ausgewählter Teil, sondern sein ganzes Lebenswerk verdient die Ewigkeit“, so die Abschiedsworte seines Freundes Ferenc Fejtő (1938).
Heute ist der bedeutendste ungarische Literaturpreis nach József benannt und sein Geburtstag, der 11. April, ist in Ungarn seit 1964 der Tag der Poesie.
Csaba Báthori, geb. 1956 in Mohács (Ungarn), studierte in Budapest Jura, lebte 1981-1996 als Redakteur und Übersetzer in Österreich, danach wieder in Ungarn. Er übersetzte Texte u.a. von R. M. Rilke, T. Hughes, S. Beckett und aus dem Ungarischen Texte von Zsófia Balla, Lajos Parti Nagy, Endre Kukorelly u. a.
Mária Kelemen, geb.1959 in Szombathely (Ungarn), studierte Hungarologie und Germanistik in Budapest; heute Lektorin für Ungarisch am Institut für Finnougristik/Uralistik der LMU.
BEVEZETŐ
Lidi nénémnek öccse itt,
Batu khán pesti rokona,
kenyéren élte éveit
s nem volt azúrkék paplana;
kinek verséért a halál
öles kondérban főz babot —
hejh burzsoá! hejh proletár! —
én, József Attila, itt vagyok!
1927. máj.
Attila József, übersetzt von Daniel Muth
EINFÜHRUNG
Bruder von Tante Lidi, sieh,
verwandt mit Batu Khan in Pest,
er lebte Jahr für Jahr vom Brot,
nicht im azurnen Daunenbett;
für dessen Gedichte der Tod
Bohnen kocht im Riesengeschirr —
Hei, Bourgeois! Hei, Proletarier! —
Ich, Attila József, ich bin hier!
Ein wilder Apfelbaum will ich werden
Attila József
(1905-1937)
zum 100. Geburtstag
Vorgestellt von:
Csaba Báthori
Einführung: Mária Kelemen
Sprecherin: Helga Roloff
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude(U3 / U6 Haltestelle Universität)
Nach der Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.
In Zusammenarbeit mit dem Ungarischen Institut München. Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats.
Eintritt: €5,50 / €3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei