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Eines Morgens Schnee

Konrad Weiß, geb. 1880 bei Schwäbisch Hall, als ältestes von zwölf Kindern eines Landwirts, studierte Kath. Theologie, Kunstgeschichte und Germanistik, ohne jedoch einen Abschluss zu machen. 1905 ging er zur Zeitschrift Hochland, die sich für eine Erneuerung des kulturellen Katholizismus einsetzte, wurde dort verantwortl. Redakteur für Kunstfragen, stieß aber mit seinen Ansichten bei dem Herausgeber Carl Muth vielfach auf Unverständnis. 1918 erschien der erste von fünf Gedichtbänden. Außerdem verfasste Weiß Reflexionen über Kunstwerke, Reisebilder, lyrische Prosa, Essays und dramatische Arbeiten. Aufgrund seines gespannten Verhältnisses zu Muth wechselte er 1920 als Kunstkritiker zu den Münchner Neuesten Nachrichten (dem Vorläufer-Medium der SZ). Er starb 1940 in München.
„Ein Dichter, dunkel aus Demut, und undurchdringlich aus echter Bescheidenheit“, so charakterisierte Rudolf Borchardt Konrad Weiß. „Weil es großartige Gedichte sind, Wunderwerke der Verskunst, befremdlich schön, dunkel und voller Rätsel, gedankenschwer und niemals naiv, die dazu in ihrem mal barocken, mal mittelalterlich klingenden Ton noch weit älter erscheinen als sie sind und gleichzeitig längst nicht eingeholt […]“ , so Norbert Hummelt auf die Frage, weshalb man Weiß heute lesen sollte.
Konrad Weiß ist wohl der bedeutendste geistliche Lyriker der 1.Hälfte des deutschen 20. Jahrhunderts. Eine erste Auswahl aus den Gedichten hat Friedhelm Kemp 1953 im Kösel Verlag herausgebracht.

Anno Bönsch, geb. 1963 in Köln, ist Benediktiner der Abtei St. Bonifaz zu München und Andechs.

Norbert Hummelt, geb. 1962 in Neuss, lebt als Lyriker, Essayist und Übersetzer in Berlin. Zuletzt erschienen: Totentanz (Gedichte, 2007), seine Neuübersetzung von T.S. Eliots The Waste Land / Das öde Land (2008) sowie Im stillen Haus. Wo Hermann Lenz in München schrieb (2009). 2005 gab Hummelt unter dem Titel Eines Morgens Schnee eine Auswahl der Gedichte von K. Weiß heraus, um dessen Werk wieder neu sichtbar zu machen.

Durch ein offenes Fenster

Wenn die Vögel im Regen zwitschern
oder flöten und aufhören,
hören
und sind wieder im Zwitschern,
ist das immer,
als ob man trinke
oder den Wein in der Kehle spüre,
und gekehrt zum Tage
ist man nicht mehr entzweit,
sondern hat nur
das eigene Herz in der trinkenden Kehle.

Konrad Weiß

Eines Morgens Schnee

Konrad Weiß (1880-1940):
Die Gedichte


Vorgestellt von
Anno Bönsch und Norbert Hummelt

Sprecher: Helmut Becker

Musik (Jazzgitarre): Jacques Bono

Montag­, den 26.10.2009
20:00 Uhr

Lyirk-Bibliothek, Amalienstraße 83 a

Eintritt: €10,00 / (erm.) €7,00
Für Mitglieder von Lyrik Kabinett und KünstlerSeelsorge: frei