Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Oswald Egger wurde 1963 in Lana/Südtirol geboren und auch Mitinitiator der Secession Lana, die seit 1986 dort überaus bemerkenswerte \"Kulturtage\" veranstaltet. Nach seinem Abschluß an der Universität Wien (1992) mit einer Poetik des Hermetischen - Wort für Wort - verschiedene Arbeitsstipendien, u.a. in New York, Berlin und Rom. Neben eigenständigen Publikationen, vorwiegend in der Edition Howeg, Zürich, auch Veröffentlichungen in Künstlerkatalogen, Anthologien und Zeitschriften; Ausstellungen und Vorführungen. Von 1988 bis 1998 war Oswald Egger Herausgeber der außergewöhnlichen Zeitschrift Der Prokurist sowie der edition per procura, in der ausgesuchte Einzelpublikationen erscheinen, etwa Gennadij Ajgi´s Mit Gesang:Zur Vollendung. Zur Zeit lebt Egger, eher zurückgezogen, in Wien und widmet sich vorwiegend seiner eigenen schriftstellerischen Arbeit. 1993 erschien bei Kleinheinrich in Münster in der Reihe \"arbeiten auf papier\" Die Erde der Rede, hgg. von Felix Philipp Ingold, im Sommer 1999 in der Edition Suhrkamp Herde der Rede, ein opulentes Langgedicht in insgesamt über 1500 9-zeiligen Stanzen. Zeitgleich brachte Howeg das Buch Poemanderm Schlaf (Der Rede Dreh) heraus. In Urs Engelers Zwischen den Zeilen erschien seine Übersetzung der Gedichte von Juan de la Cruz. Im Lyrik Kabinett ist Egger bereits zum zweiten Mal zu Gast.
Weitere Veröffentlichtungen: Juli, September, August (1997); To Observe the Obverse (2000); Nichts, das ist. Gedichte (2001).
„[...] onomatopoetische und etymologische Bezüge suggerieren die Unmittelbarkeit einer Sprache der Dinge [...] und erzeugen beim Lesen Wort für Wort ein Gefühl von Welterschaffung. Nicht poetische Weltabgewandheit, sondern eine Wort für Wort ertastete Weltoffenheit ist das Ziel. Egger rührt an die im Wort geborgenen Kräfte und amalgamiert sie zu den wunderlichsten und doch einleuchtendsten Formen.“ (Heinrich Schwazer)
Dieter Schlesak, geb. 1934 in Schäßburg (Siebenbürgen), studierte Germanistik; war zunächst Lehrer und dann Redakteur bei der Zeitschrift Neue Literatur in Bukarest. l969 Übersiedlung in die BRD. Seit l973 in Stuttgart und in Camaiore/Lucca; Mitglied des Deutschen P.E.N. sowie des Auslands-P.E.N.
Gedichtveröffentlichungen u. a.: Grenzstreifen (1968); Weiße Gegend (1981); Aufbäumen (1990); Landsehn (1997); Tunneleffekt. Gedichte mit einem Essay \"Fragmente zu einer posthumen Poetik\" (2000); Lippe Lust (2000); LOS (2002).
„Vertiefung der Sprache zu An-Deutungen; Bilder als Spiegel innerer Vorgänge [...], von Versenkungen, ja, geistigen Andachten und Grenzahnungen, wo sich das Wort versagt. Die deutsche Sprache ist Schlesak Notbehelf im Geistigen.“ (I. Meidinger-Geise)
Katrin Hillgruber, geb. 1965, studierte in Hamburg und München Germanistik, Theaterwissenschaft sowie Geschichte Ost- und Südosteuropas. Sie arbeitet als freie Journalistin und Kritikerin mit Schwerpunkt deutschsprachige Gegenwartsliteratur.
Keine Sekunde sind Tag und Nacht gleich, nicht eine
von den vielen (Myriaden) (von Tauperlen)
Stunde um Stunde Wegstrecken, Winkel-
treue (ich habe keine Herde, kein Pferd) und gehe
einsaum, Treidel-stetig, gehege auf Pfaden.
(Wenn ich müde werde
kann ich rasten.)
Oswald Egger, aus: Herde der Rede (1999)
Wie der Baum sich wundert, dass er Baum heißt und blüht
Unverständlicherweise ganz wortlos, denn das Losungswort,
das er weiß, kennt den anderen Namen,
sein blühendes Programm.
Und wir sind seine Waise.
Dieter Schlesak, aus Tunneleffekt (2000)
„Gäste aus der Villa Waldberta“
Oswald Egger
und
Dieter Schlesak
lesen aus ihren Gedichten.
Einführung: Katrin Hillgruber
Lyrik-Bibliothek, Schellingstraße 3/Rgb.
(U 3 / U 6 Universität)
Nach der Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.
In Zusammenarbeit mit der Villa Waldberta.
Eintritt: €5,50 / €3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei