Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Manfred Winkler, im deutschsprachigen Raum bekannt als Lyriker, im mittelöstlichen eher als Bildhauer, Maler und eindrucksvoller Übersetzer von Paul Celan ins Hebräische, wäre am 27. Oktober 94 Jahre alt geworden. 1922 nahe bei Czernowitz in der Bukowina geboren, nach Shoa und Deportation in Israel neu beheimatet, 2014 in Tsur Hadassa bei Jerusalem verstorben, fasziniert der aus „höhlendunkler Vergangenheit“ geographisch wie auch metaphysisch zwischen alle möglichen und unmöglichen Heimaten gepurzelte Künstler durch seine unerbittlich ehrliche Auseinandersetzung mit den großen Themen der conditio humana im unermüdlichen Fortsuchen nach Geborgenheit, Versöhnung und Harmonie. Die Geburtstagsfeier Manfred Winklers wie auch die Zusammenführung seines Nachlasses im Institut für die deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Beginn an der Erstellung einer Werkausgabe bieten einen willkommenen Anlass zur biographischen Hommage und Auseinandersetzung mit der intensiven Dichtkunst eines Zeugen, dessen Biographie die Bruchlinien des 20. Jahrhunderts widerspiegelt.
Prof. em. Dr. Hans-Jürgen Schrader: Jahrgang 1943; Professeur honoraire am Lehrstuhl für neuere deutsche Sprache und Literatur an der Universität Genf, Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Kl. der Republik Österreich. Forschungsschwerpunkte: Toleranzgeschichte, religiöse Sprache und Literatur; Dichtung der Goethezeit; Literatur des 20. Jahrhunderts; Dichtung des Exils; Manfred Winkler.
Dr. Monica Tempian: Jahrgang 1972; Dozentin in der Deutschabteilung der Victoria University of Wellington, Neuseeland. Forschungsschwerpunkte: Exilforschung; deutsch-jüdische Literatur und Kultur; deutschsprachige Literatur des osteuropäischen Raumes; Manfred Winkler.
www.ikgs.de
© Hans-Jürgen Schrader
Von den Schultern
der Karpaten zittert
ein Flötenspiel
noch immer ins Tal.
Verkrustete Rauchschatten der Häuser,
ukrainische Ostereier,
gelbe Gesichter der Menschen
[…] wo hat sich mein Mond
beheimatet?
Bäume
Gräber
uralter
zerrissener
heimgewordener
Orient
„… ein ferner der immer derselbe ist“
Der Lyriker, Bildhauer und Celan-Übersetzer
Manfred Winkler
Vortragsabend mit Lesung
Veranstalter:
Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e. V. an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Eintritt frei