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Gewöhn dich nicht

Hilde Domin wurde 1909 in Köln am Rhein als Tochter eines jüdischen Rechtsanwalts geboren. Sie studierte zunächst Jura, Soziologie und Philosophie u.a. bei Karl Jaspers und Karl Mannheim. Im Oktober 1932 emigrierte sie zusammen mit Erwin Walter Palm - den sie 1936 heiratete und der damals Student der Archäologie war - nach Italien. Sie promovierte über „Pontanus als Vorläufer von Machiavell“. 1939 zog das Ehepaar nach England, 1940 in die Dominikanischen Republik, wo Palm eine Professur erhielt. Domin war damals vorwiegend als Mitarbeiterin ihres Mannes, als Übersetzerin (a.d. Italienischen, Spanischen, Englischen u. Französischen) sowie als Architekturfotografin tätig. Ab 1948 war sie Dozentin für Deutsch an der Universität Santo Domingo. 1954 kehrte das Ehepaar auf Grund der Berufung Palms an die Universität Heidelberg nach Deutschland zurück – damals wählte die Autorin „Domin“ nach Santo Domingo als Schriftstellernamen für sich. Sie lebt noch heute in Heidelberg.

Schon in Lateinamerika (1951) hatte Domin begonnen, Gedichte zu schreiben. Ihr erster Gedichtband Nur eine Rose als Stütze erschien 1959, ihr bislang letzter Der Baum blüht trotzdem erschien im Jahr ihres 90.Geburtstages. 1987 kamen Domins Gesammelte Gedichte heraus, in denen auch bis dahin unveröffentlichte Texte erfaßt sind sowie ihre Gedichtübertragungen. Zu ihren Veröffentlichungen zählt auch Prosa, vor allem Biographisches, aber auch Poetologisches: Zur Lyrik heute im Merkur, 1962, und ihre Streitschrift Wozu Lyrik heute. Dichtung und Leser in der gesteuerten Gesellschaft, 1968.

Domin ist Mitglied des PEN und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und erhielt u.a. den Droste-Preis (1971), die Heine-Plakette (1972), den Rilke-Preis (1976), den Nelly-Sachs-Preis (1983), die Carl-Zuckmayer-Medaille (1991), den Friedrich-Hölderlin-Preis (1992), das Große Bundesverdienstkreuz (1994), den Jakob-Wassermann-Literaturpreis (1999).

 

April


Die Welt riecht süß

nach Gestern.

Düfte sind dauerhaft.


Du öffnest das Fenster.

Alle Frühlinge

kommen herein mit diesem.


Frühling der mehr ist

als grüne Blätter.

Ein Kuß birgt alle Küsse.


Immer dieser glänzend glatte

Himmel über der Stadt,

in den die Straßen fließen.


Du weißt, der Winter

und der Schmerz

sind nichts, was umbringt.


Die Luft riecht heute süß

nach Gestern –

das süß nach Heute roch.

 

Hilde Domin

In: „Rückkehr der Schiffe„

„Gewöhn dich nicht“

Hilde Domin

liest aus ihren Gedichten.


Einführung: Dorothea Hölscher-Lohmeyer

 

Freitag­, den 20.12.2002
20:00 Uhr

Bayerische Staatsbibliothek, Sitzungssaal

Ludwigstr. 16, 1.Stock, links

(U3 / U6 Universität)

Nach der Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.

Eintritt: €5,50 / €3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei