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Gilgamesch

Das Gilgamesch-Epos ist eine anonyme babylonische Dichtung auf Grund früherer sumerischer Einzelepen; die erste Fassung entstand um 1800 v.Chr., die zweite um 1200 v.Chr. Es ist das erste Großepos der Weltliteratur mit klarem Aufbau, prägnantem Stil, dichterischer Sprache, gut ausgeformten Gestalten, oft wechselndem Schauplatz, Mono- und Dialogen, darunter häufigen Traumerzählungen und umfaßt in seiner endgültigen Form auf 12 Tafeln über 3000 Verse. Das Gilgamesch-Epos war im ganzen alten Orient verbreitet und noch der klassischen Antike bekannt. Nach seiner Wiederentdeckung im 19.Jh. hat es Maler und Komponisten inspiriert.

Das Epos von Gilgamesch in neuer, lesbarer Fassung: Raoul Schrott hat zusammen mit kompetenten Assyrologen eine wortgetreue, philologische Übersetzung angefertigt. Und daneben steht eine zweite, dichterische Fassung voll jener sprachlichen Frische und Lebendigkeit, für die Schrott bekannt ist.
 

Raoul Schrott, geb. 1964 in Landeck u. aufgewachsen in Tunis, lebt heute in Irland. Er studierte Komparatistik in Innsbruck, Paris und Norwich und erhielt mehrere Preise für sein lyrisches Werk. Zuletzt bei Hanser erschienen: Die Novelle Die Wüste Lop Nor sowie Das Geschlecht der Engel - der Himmel der Heiligen, Ein Brevier und die Übersetzungen von Derek Walcotts Mittsommer sowie nun im Herbst 2001 Gilgamesh. Nachdichtung und Neuübersetzung.

                                                   Gilgamesh:
 

                                                   In einer jener nächte

hatte ich einen traum: ich hörte löwengebrüll

sah gazellen sich drängen um ein wasserloch

sah sie sich wälzen verspielt im schlamm – ein sinnbild

der lebenslust so wirkte es auf mich

                                                   Da schrak ich auf

nahm das beil aus meinem gürtel zog den dolch

und fuhr unter sie o blind vor wut hieb ich auf sie ein

schlachtete zahllose ab und schlug die übrigen

in die flucht

                   War es die angst jene uralte angst in mir

die ich glaubte damit endlich überwinden zu können -

oder war es der haß auf alles was lebendiger war als ich?

Doch was hatte ich getötet? die löwen?

                                                   Ich verkam aß

das fleisch immer öfter roh trank das noch warme blut

und es wurde kälter o es zerschürfte mir die haut und ich

starrte in die sonne und hörte Shamsh sagen:
 

                                                   Shamash:
 

Wie weit willst du denn jetzt noch gehen Gilgamesh?

Das Leben das du suchst das wirst du hier nie finden

Aus dem Gilgamesch-Epos in der Übertragung von Raoul Schrott

„Gilgamesch“

Raoul Schrott

stellt seine Übertragungen des Epos vor.

Donnerstag­, den 08.11.2001
20:00 Uhr

Bayerische Staatsbibliothek, Ludwigstr.16

Karten- und Bildersaal, 2.Stock

(U 3 / U 6 Universität)

 

In Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Lehmkuhl
und mit freundlicher Unterstützung
des Kulturreferats/Literatur.

Eintritt: DM 12,- / DM 8,-
Mitglieder Lyrik Kabinett
sowie Freunde u. Förderer
der Bayerischen Staatsbibliothek: freier Eintritt