Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Inzwischen ist der Tiger Willi Kult und seine Konzerte sind große Gesamtkunstwerke der fleischlichen Pracht und Lust. Das wissen seine vielen Fans. Keiner zeigt so viel Herz für die Geschundenen und Ungeliebten, für die Außenseiter und ewi-gen Verlierer dieser Welt wie der gelernte Metzger aus Stei-nebach am Wörthsee. Tiger Willi besingt Alpträume, die doch Wirklichkeit sind. Leben heißt leiden, weiß der Schopenhauer-Freund. Denn das „Leben is a Schindermatz“.
Vier CDs hat der Songpoet, der als Sozialpädagoge arbeitet, bisher veröffentlicht – Philosophien des Alltags, in denen der Tiger über grüne Weißwürste und geile Weiberhintern siniert und immer wieder die Liebe feiert, auch wenn sie geschändet wird oder vergeblich ist. Das Leben ist halt geil und schön.
Seine neue CD „Papageil“ greift wieder alle Tiger-Themen auf. Aber sie ist musikalisch reifer, ungewöhnlicher. Der Tiger hat den Blues und den Hiphop entdeckt. Und was herausge-kommen ist, kann sich hören lassen: Harte Gitarrenriffs wech-seln mit Tigers Stimme; eine Beatbox vibriert, während gerade die Liebes-Sekte der Frau von Eutin ihr Ableben zelebriert. Eindeutiger musikalischer Höhepunkt sind der skurrile „Bademeister“-Song, das verstörend verzweifelte Lied über den „Baader Michi“ und das rhythmisch orgiastische „Marienplatz“. Tiger Willi-Fans der ruhigeren Art werden die Geschichte von der verwelkten Erika lieben, die sich umbringt, weil ihr junger Lover nichts mehr von ihr will; oder das locker-lustige „Dancing Queen“. Die Welt ist kalt, kennt keine Gnade. Seltsamerweise schafft es Tiger Willi mit seiner Kunst immer wieder aufs neue, dieser Kälte zu trotzen. Darauf ein Prosit der Gemütlichkeit!
Die Erbschaft
Die Anni hat sich umgebracht
Und ihren Leichnam mir vermacht
Der sitzt im Sessel in meim Zimmer
Seitdem schmeckt mir mei Essn nimmer
Tiger Willi: „Baby i love you“
aus: Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
Reclam Leipzig 2004, hrsg. von A. G. Leitner
Großglockner Blues
Tiger Willi
singt und spielt.
Begleitet von dem Gitarristen
Schorsch Hampl
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats
Eintritt: frei