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Hafis entschlüsselt alle Geheimnisse

Hafis (mit vollem Namen Chadsche Schams ad-Din Mo-hammad Hafez-e Schirazi) wurde um 1326 in Schiras geboren. Er verlor seinen Vater schon als Kind. Doch hatten dessen Rezitationen aus dem Koran den Jungen so beeindruckt, daß der das Buch mit acht Jahren auswendig wußte (daher der Name Hafez: ‚der den Koran auswendig weiß’); schon früh beschäftigte sich Hafis mit persischer und arabischer Poesie, mit Theologie und Koranexegese. Er unterrichtete an der moslemisch-theologischen Hochschule (Medrese) in Schiras. Hafis stand in Gunst am Hof der Mozzaffariden, wurde aber 1369 auf Betreiben des Klerus von dort verbannt und lebte dann zurückgezogen in seiner Heimatstadt. 1387 kam es zu jener weltberühmten Begegnung mit dem Tartarenherrscher Tamerlan. Hafis gilt als der größte Lyriker der persischen Sprache. Seine Ghaselen verbinden eine Mannigfaltigkeit von Themen mit einer mysti-schen Grundhaltung, in der alle weltlichen Genüsse und Empfindungen Ausdruck der Gottesliebe sind und ihr zuge-hören. Durch die 1812/13 erschienene Übersetzung Des Diwan von Joseph von Hammer-Purgstall wurde Goethe zu seinem West-östlichen Diwan inspiriert; weitere Übersetzungen stammen August von Platen und Friedrich Rückert .

SAID, geb. 1947 in Teheran, lebt seit 1965 in München. Für seine Gedichte und Hörspiele erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u. a. 2006 die Goethe-Medaille. Zuletzt erschienen seine Psalmen (2007).

Sabine Kastius, geb. in Hamburg, gelernte Verlagsbuchhändlerin; seit 1988 Sprecherin/Schauspielerin im BR u. bei anderen Sendern sowie in Hörbüchern. Seit 2002 Auftritte mit eigenen Programmen.

Ahmad Massoumi, geb. 1963 im Iran. Spielt Santur seit dem 15. Lebensjahr. Er lernte das Instrument im Kulturhaus in Schiraz und in Teheran. Daneben spielt er auch iranische Langhalslaute (Setar)

Jene Mahner, die auf Kanzeln
sich gebärden mit Gepränge,
Handeln anders im geheimen,
als sie reden vor der Menge.

Ein Problem bedrängt mich, fragen
will ich danach die Gelehrten:
Warum jene nie bereuen,
die befehlen Reu’ so strenge?!

Scheint es doch, als ob sie selber
an den Tag des Rechts nicht glauben,
Die im Recht, statt es zu wahren,
schlagen über alle Stränge!

Laß, o Herr, die Neuglücksritter,
schwänzelnd um den Türkensklaven
Auf dem Maultier, wieder fallen
in der Eseltreiber Ränge!

Du, o Bettler, aber eile,
laß die Klause, komm ins Kloster,
Wo die Magier mit Weine
mächtig weiten Herzens Enge.

Wieviel Liebende auch töte
Seine grenzenlose Schönheit,
Gleich ersteht Ihm aus dem Jenseits
neues liebendes Gedränge.

An dem Tor der Liebes-Schenke
sprich ein Gotteslob, o Engel,
Denn hier glückt’s dem Lehme Adams,
daß man ihn mit Wein besprenge.

Morgens kam von Gottes Throne
Stimmenschwall; und der Verstand sprach:
Traun, das tönt, als rezitierten
Engel Hafisens Gesänge!



Hafis, übers. von Johann Christoph Bürgel

Hafis entschlüsselt alle Geheimnisse

Hafis (1326-1389):
Die Gedichte


Vorgestellt von SAID

Rezitation: Sabine Kastius

Musik (Santur): Ahmad Massoumi

Montag­, den 08.09.2008
20:00 Uhr

Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)

Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei