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H.Ö.L.D.E.R.L.I.N.

Endre Kukorelly wurde 1951 in Budapest geboren, wo er auch heute lebt. Er studierte Geschichte und Bibliothekswesen und ist seit 1981 Korrespondent und Redakteur bei verschiedenen Literatur- und Kulturzeitschriften und Verlagen. So leitete er die Lyrikrubrik der ungarischen Lettre Internationale und war 1985-89 Gründungsmitglied und Redakteur der Literaturzeitschrift A 84-es kijárat; 1995-96 Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD; 1997 Stipendium auf Schloß Wiepersdorf.

E.K. begann als Lyriker – sein erster Gedichtband Die Süße der Wirklichkeit erschien 1984 und wurde mit dem Ungarischen Literaturpreis für den besten Debüt-Band ausgezeichnet. Seit Ende der 80er Jahre schreibt er verstärkt auch Kurzprosa. Zuletzt erschien in Ungarn Rom (das ungarische Wort für Ruine): es handelt sich um Kukorellys Geschichte der Sowjetunion.

In dt. Sprache: Gedichte (Poet‘s Corner Nr.14, zweispr.; UVA, Berlin 1992); Die Gedächtnisküste (Prosa; Droschl, Graz 1997); H.Ö.L.D.E.R.L.I.N. Gedichte (in: Zwischen den Zeilen 1998);Die Rede und die Regel. Erzählungen (Suhrkamp 1999); Lieblyng – Texte über Literatur, Musik usw. (Edition Solitude 1999).

Es kommt nicht darauf an, worüber man schreibt, sondern wie. Auf Ungarisch sagt man, daß ein Schriftsteller sogar über die Unsterblichkeit der Käfer schreiben kann. Nun ja, das Entscheidende ist, wie etwas geschrieben wird, wie der Satz strukturiert ist. Ob es um „Langeweile“ oder um die „Sowjetunion“ oder um eine „Blume“ geht, ist, ich würde nicht sagen, ganz egal, in jedem Fall aber zweitrangig... (Endre Kukorelly)

Seine Texte sind – laut László Földényi – möglichst präzise Einkreisung der lähmenden Augenblicke.

Darum heisst Kukorelly lesen: den prekären Mäandern der Sprache folgen, ihrem imperativischen Jetzt, ihren Nuancen u. Bruchstellen. Trägt sie, trägt sie nicht? Ideologische Absicherungen fehlen ebenso wie psychologische Handlungsführungen. Es gibt nur den Funken des Minimal-Events, den die Sprache mit allen dazugehörigen Risiken hervorzubringen versucht. (Ilma Rakusa)

 

L. Der Winkel von Hahrdt



Hinunter sinket leis

und hinein in das Herz,

einwärts, mitten hinein, wie ein großes Stück Blei,

das von weit oben herabfällt auf das Ufer des

Flusses, den wasserdurchtränkten Schlamm

durchbohrt, denen blüht unten auf ein Grund, so

sinket hinab der Schmerz, und

blüht, denn

nicht Zeit umfängt ihn, auch sonst nichts, gar nichts,

nur Strudel, und

da glättet es sich doch, wie das Wasser das Ufer

glättet.

Gegangen ist dort einst

ein wildes Tier. Bereit, alles zu stören und zu zer-

stören, doch auch

bereit, alles zu glätten an jener Stelle, was da noch

kommt.

 

Endre Kukorelly aus: H.Ö.L.D.E.R.L.I.N, in ZdZ 11

Aus dem Ungarischen von Irene Rübberdt

H.Ö.L.D.E.R.L.I.N.

Endre Kukorelly

liest seine Gedichte.

(ungarisch/deutsch)


Einführung: Irene Rübberdt

 

Montag­, den 11.11.2002
20:00 Uhr

Lyrik-Bibliothek, Schellingstr. 3 / Rgb.

(U 3 / U 6 Universität)

Nach der Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.

Eintritt: €5,50 / €3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei