Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
„Wolfgang Bächlers Sprachkunst, die nie etwas von ihrer beschwörenden Inbrunst verlor, steht im Dienst eines unermüdlichen Wiederbelebungsversuchs an einer […] der Erstarrung anheimfallenden Welt […].“
(Albert von Schirnding)
Schon als Student und als jüngstes Gründungsmitglied der Gruppe 47 gewann Wolfgang Bächler (geb. 1925 in Augsburg) die Anerkennung seiner Zeitgenossen, u.a. von Thomas Mann und Gottfried Benn. Im zweiten Weltkrieg war er als Soldat in den Alpen schwer verwundet worden und in französische Kriegsgefangenschaft geraten. Seit 1950 begannen Gedichte von ihm zu erscheinen, später Kurzprosa, ein Roman und 1972 die sog. „Traumprotokolle“, die er in Zeiten schwerer Depressionen für seinen Psychotherapeuten aufzeichnete. Als er 2007 starb, übergab er seinen Nachlass der Monacensia. Der Abend feiert sein lyrisches Oeuvre, das im Frühjahr 2012 beim S. Fischer Verlag gesammelt erschien, hg. von Katja Bächler und Jürgen Hosemann. An die Lesung schließt ein Liedzyklus mit Bächlers Texten an, komponiert von Rudi Spring und präsentiert von Monika Lichtenegger (Sopran), Stephanie Menacher (Querflöte), Charlotte Walterspiel (Viola) und Klaus Kämper (Violoncello).
ICH TRAGE ERDE IN MIR
Voll Meerwasser bin ich
wie eine Leiche,
die es von Küste zu Küste trieb.
Und Steine trag ich in mir vom Gebirg
und Gras von den Ebenen,
Staub von den Straßen,
Ruß von Fabriken.
Ich trage Erde in mir und Sand,
einen Strauch, einen Baum, ein Haus,
einen Wagen, ein Schiff,
die mich durchqueren.
Ich habe nie etwas besessen.
Doch alles ist in mich eingedrungen.
Wolfgang Bächler,
aus: Nachtleben (1982),
wieder in: Gesammelte Gedichte,
hg. von Katja Bächler und Jürgen Hosemann
(S. Fischer 2012), S. 288.
Ich trage Erde in mir
Wolfgang Bächler
(1925-2007)
zu Ehren: Lesung aus seinen
Gesammelten Gedichten
Monacensia / Literaturarchiv
Maria-Theresia-Str. 23; 81675 München
Eine Zusammenarbeit der Monacensia
mit dem Lyrik Kabinett
Eintritt: frei