Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Ilse Aichingers 1948 erschienener Roman Die größere Hoffnung ist eines der frühesten literarischen Zeugnisse des Holocaust. Der Roman begründete Aichingers Ruhm als eine der bedeutendsten Autorinnen der Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Erst 30 Jahre später erscheint ihr einziger Gedichtband Verschenkter Rat. Nicht alle ihrer über Jahrzehnte hinweg entstandenen Gedichte sind von Aichinger in diese schmale Auswahl übernommen worden. Aus Anlass ihres 90. Geburtstages am 1.11.2011 wird nun erstmals das gesamte lyrische Werk der Autorin im Kontext ihrer Zeit vorgestellt. Dabei werden auch bisher unveröffentlichte Gedichte gelesen; „ihr Lieben: Wie lange dauert die Zeit?“ endet eines von ihnen. Aichinger hat nicht aufgehört, ihre Zeit zu befragen und sich mit ihren Fragen zugleich den Menschen zuzuwenden.
Es ist zwölf geworden,
zwölf mit dem Bild des Bildes an der Wand,
mit den vereisten Sprüngen.
Es wird noch mehr werden als zwölf,
wenn es auch mehr als zwölf
so nicht mehr werden kann.
Es wird dann eins.
Ilse Aichinger, aus: Verschenkter Rat (S. Fischer 1978), S. 58.
Ihr Lieben: Wie lange dauert die Zeit?
Ilse Aichinger
zum 90. Geburtstag.
„Das Maß der Hoffnung: Ilse Aichingers Zeitsprünge“
Ein Abend von und mit Christine Ivanovic
Lesung der Gedichte: Sabine Kastius
Mit Original-Tondokumenten von Ilse Aichinger
aus dem Archiv des Bayerischen Rundfunks
(mit Dank für die freundliche Genehmigung)
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
In Zusammenarbeit mit dem Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei