Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Piotr Sommer, geb. 1948 in Wałbrzych, gilt als eine der bedeutendsten Stimmen der neueren polnischen Lyrik. Er lebt als Dichter, Übersetzer aus dem Englischen und Chefredakteur der renommierten Literaturzeitschrift Literatura na Świecie in Sulejówek bei Warschau. Seit 1977 erschienen von ihm acht Gedicht- und zwei Essaybände auf Polnisch, sowie zahlreiche Übersetzungen aus dem Englischen u.a. von J. Ashbery, R. Lowell, A. Ginsberg, F. O’Hara und S. Heaney. Seit den 80er Jahren unterrichtet er regelmäßig an Universitäten in den USA. Auf Deutsch erschien von ihm zunächst Ein freier Tag im April (Ed. Korrespondenzen, 2002). 2007/08 war Sommer Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD: sein Band Im Dunkeln auch (2010) ging aus diesem Aufenthalt hervor.
„Sommer […] verweigert sich poetologischen Geboten und Verboten ebenso wie den Restriktionen der Moderne oder Postmoderne. Wenn er etwas aus einem Gedicht ausschließt, dann nicht, um eine Gegenposition zu beziehen, sondern […] um auf stets neue und – mit einem seiner Lieblingsadjektive gesprochen – unvorhersehbare Weise sprechen zu können. […] Gerade diese Neugier […] bewirkt eine Öffnung für alles, was die Zeit mit sich bringt […]. Den unvermeidlichen Verlusten stellt diese Lyrik hartnäckig die unerschöpflichen und eben unvorhersehbaren Verbindungen zwischen den Dingen entgegen […], durch die uns die Welt zu erkennen gibt, dass sie existiert.“ (Jakub Ekier)
Renate Schmidgall, geb. 1955 in Heilbronn, studierte Slavistik und Germanistik in Heidelberg. 1984-1996 tätig am Deutschen Polen-Institut in Darmstadt; seitdem freie Übersetzerin (u. a. von P. Huelle, A. Stasiuk). 2009 wurde sie mit dem Karl-Dedecius-Preis ausgezeichnet.
Wir gehen durch die Straße
und dies und jenes löst sich ab,
als wäre das Gedächtnis auf eine Spule aufgewickelt, glatt
und ohne Knoten. Und das Band läuft
für sich selbst ab, instinktiv, die Spule rollt
und wird gerollt, und diese Doppelung
scheint sie sogar zu mögen.
Piotr Sommer, aus: Im Dunkeln auch (2010),
übersetzt von Renate Schmidgall.
Im Dunkeln auch
Piotr Sommer
liest aus seinen Gedichten (polnisch / deutsch).
Einführung und Übersetzungen:
Renate Schmidgall
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
In Zusammenarbeit mit dem Künstlerprogramm des DAAD.
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei