Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Oskar Loerke, geb.1884 in Jungen (Westpreußen), war Lyriker, Essayist, Erzähler, Anreger und Förderer. Die Lyrik aber ist sein Hauptwerk. Zu seinen Lebzeiten erschienen sieben Gedichtbände. Eine große Liebe gilt der Musik. 1913 erhält er zus. mit H. Essig den Kleist-Preis, den er 1920 an H.H. Jahnn weitergibt. Von 1917 bis zu seinem Tod ist er Lektor bei S.Fischer, wo er u.a. G. Hauptmann, A. Döblin und Th. Mann betreut. Er schreibt Rezensionen für den Berliner Börsen-Courier und literarische Aufsätze i.d. Neuen Rundschau. 1928 wird er Sekretär der ‚Sektion für Dichtkunst’ der Preußischen Akademie d. Künste. Nach der Gleichschaltung 1933 entlassen, unterschreibt er dann doch das sog. „Treuegelöbnis“ auf Wunsch und Druck des Verlags. Depressionen und Schamgefühle begleiten sein weiteres Leben. 1934 stirbt Samuel Fischer, Loerke hält die Grabrede. 1940 gibt er zus. mit Peter Suhrkamp das Lesebuch Deutscher Geist heraus. 1941 stirbt O. Loerke in Berlin-Frohnau. P. Suhrkamp hält die Grabrede.
„Der Begriff des Naturgedichts [bleibt] ungeeignet, so lange er nicht erfasst, was Natur in Loerkes Gedicht bedeutet: Nicht nur Abbildungen von Baum und Strauch […],sondern Ort der Begegnung, […] des Harmonieerlebens mit einem Sein außerhalb der eigenen Gegenwart […]“ (Lutz Seiler)
Die neue Ausgabe will Loerkes Lyrik, die seit langem vom Buchmarkt verschwunden ist, wieder zugänglich machen. Sie setzt das 2008 begonnene Kooperationsprojekt der Wüstenrot Stiftung und der Deutschen Akademie für Sprache u. Dichtung im Wallstein Verlag fort, das Werke, die aus dem kulturellen Gedächtnis zu fallen drohen, neu ediert und von zeitgenössischen Schriftstellern vorstellen lässt.
Die ‚Patenschaft’ für Loerke hat Lutz Seiler (*1963) übernommen. Seit 1997 Leiter des literar. Programms im Peter-Huchel-Haus in Wilhelmshorst, wurde er für seine Lyrik und Prosa zuletzt 2007 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis geehrt.
DIE MILDE GABE
Soll ich den Meteorfall schelten,
Steigt eine Wolke Müll aus seinem Sturz?
Was mir als Ernst gegolten hat, wird gelten.
Und meine Lust war nicht zu kurz.
Ich habe die wie eine milde Gabe
In ihrer Schüssel fortgestellt.
Ich habe nichts vor mir. Ich habe
Vor mir die ganze Welt.
Oskar Loerke
Im Wald der Welt
Lutz Seiler
und
Peter Hamm
sprechen über
Oskar Loerke (1884-1941)
Rezitation: Helmut Becker.
In Zusammenarbeit mit der
Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Wüstenrot Stiftung und dem Wallstein Verlag.
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei