Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Aus dem Motto dieses Abends lassen sich die Titel zweier neuer Gedichtbände ‚herausfalten‘: Anaptyxis von Àxel Sanjosé (Rimbaud Verlag) und Prachtvolle Mitternacht von Ron Winkler (Schöffling & Co.). Insofern führt dieser „doppelte Horizont“ zwei Dichter zusammen, die den poetischen Möglichkeitsraum auf sehr unterschiedliche Art austasten: Im Spannungsfeld von „Gebrochenheit“ und „Schönheit“, „Wahrhaftigkeit“ und „Humor“ (R. Dove) erkunden Sanjosés Gedichte, wie sich Formtradition und Phänomenologie heute noch zu Momenten der Authentizität verbinden lassen. Winkler arbeitet mit sinnlicher Ironie an einem eigenen Referenzsystem, das mit „kritisch-psychedelischen Parallelrealitäten“ (D. Dombrowski) aufwartet. Àxel Sanjosé, geb. 1960 in Barcelona, lebt seit 1978 in München: hauptberuflich für das Designbüro KMS tätig, daneben Lehrauftrag an der LMU und Übersetzungen katalanischer Lyrik. Ron Winkler, geb. 1973 in Jena, lebt in Berlin; von ihm stammen Lyrik, Kurzprosa sowie Übersetzungen aus dem Englischen; als Herausgeber verantwortete er zahlreiche Anthologien.
Visite im Haus des verirrlichterten Denkens
es ist Frühling, die Luft zwitschert in meinen Fingern,
aber ich küsse nicht jeden Zeppelin.
***
zu Hause ließ ich eine Sammlung aus Wasser zurück.
ich besitze auch Tauchen.
***
meine Ziege ist kalt heute von meinem Innern.
sie dient mir als »Klarheit auf Fell«.
***
Schlaf ist der hier vorherrschende Korporal, er wohnt
in den bläulichen Tabletten.
[…]
Ron Winkler,
aus: Prachtvolle Mitternacht
(Schöffling & Co. 2013), S. 28.
Falten Sie dieses Blatt
unendlich oft.
Es verschwindet.
Entfalten sie es es danach
unendlich oft.
Àxel Sanjosé,
aus: Anaptyxis
(Rimbaud 2013), S.42.
In die Mitternacht gefaltet
(Der doppelte Horizont IV)
Àxel Sanjosé
und
Ron Winkler
stellen ihre neuen Gedichtbände vor.
Moderation: Karin Fellner
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei