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in einer eigenen Sprache

Futuristische Lautpoesie, geb. 1908 in Rußland. Das "Wort als solches"

in seiner puren Laut- und Buchstabenqualität war für die russ. Futuristen

Vélimir Chlébnikow und Alexej Krutschónych das Medium für eine unerhörte

neue Form, die sog. "hintersinnige, transrationale, metalogische" Poesie (sa?um), die sie - als erste in der europäischen Avantgarde - ab 1912 programmatisch praktizierten und theoretisch reflektierten. Die "Sprache der ungestümen Gegenwart" sollte neu, fremd, ja geradezu unverständlich sein, sollte nichts mehr mit konventionellen Bedeutungen zu tun haben und die Grenzen der Sprache(n), der Wahrnehmung und der Welt erweitern. Die "in einer eigenen Sprache" regellos oder gar regelwidrig geschaffenen Lautkombinationen lösen freie Sinnassoziationen aus, sie können magisch und rätselhaft, albern oder brutal, archaisch, sakral oder folkloresk wirken. Kongeniale Übersetzungen dieser sprachspielerischen, wortschöpferischen Texte schuf Scherstjanoi in der Anthologie Tango mit Kühen (1998).
 

Valeri Scherstjanoi, geb. 1950 in Kasachstan, aufgewachsen im Schwarzmeergebiet bei Krasnodar. Germanistik-Studium; Übersiedlung in die DDR; 1981-1998 in Ostberlin, 1999-2001 in München, jetzt wieder in Berlin als freischaffender Lautdichter, Performer, Hörspielautor und Zeichner. Er setzt die futuristischen Ideen interkulturell in russisch-deutsch-bairischer Zunge und phantasiereichen optophonetischen Zeichen fort. Seit 1981 eigene phonetische und visuelle Poesie; 1988 erste scribentische Zeichnungen. Mehrere Arbeitsstipendien. Neueste CDs: lautLand 1998; Lautkonzert 2001.
 

Erika Greber ist seit 1995 Professorin für Komparatistik an der L-M-U. Spielformen der Literatur bilden einen ihrer Arbeitsschwerpunkte. Ein Zyklus von Lehrveranstaltungen über die frühen Avantgarden ist u.a. den bahnbrechenden Ideen der russischen Futuristen im europäischen Vergleich gewidmet.
 

 

Valeri Scherstjanoi, Scribentisches Alphabet, 2000

"in einer eigenen Sprache"

Futuristische Lautpoesie
vorgetragen von Valeri Scherstjanoi

und

Scribentische Artikulationen von

Valeri Scherstjanoi
 

Einführung: Erika Greber

 

Montag­, den 21.01.2002
20:00 Uhr

Lyrik-Bibliothek, Schellingstr. 3/Rgb.
(U3/U6 Universität)

Eine gemeinsame Veranstaltung des Instituts für Komparatistik und des Lyrik Kabinetts.

Eintritt: frei