Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Was Claus von Stauffenberg für den politischen George ist, das ist Karl Wolfskehl für den Dichter George: eine poetische Ehrenrettung. Der Vorwurf, aus Georges Kreis sei kein Dichter hervorgegangen, wird regelmäßig mit dem Hinweis entkräftigt: „Aber Karl Wolfskehl!“ Wolfskehls Lyrik beweise, dass von dem Kontakt mit George eine poetische Kraft ausging. Das ist sicher wahr. Doch Wolfskehl lebte und dichtete im Kreuzungspunkt vieler Strömungen. Georges „Petrus“ war auch der „Zeus von Schwabing“, größter Fan des Kabaretts der Zwölf Scharfrichter, dionysischer Freund der Frauen und des Weines und große jüdische Stimme im Exil. Sein lyrisches Spätwerk beginnt mit dem Schicksalsjahr 1933, als George stirbt und der Jude Wolfskehl aus Deutschland flieht. Der Moment völliger Neuerfindung wird zum dichterischen Neuanfang. Grandiose Spätlyrik verbindet jüdische, deutsche und antike Elemente mit der Exilerfahrung.
Gunilla Eschenbach, geb. 1977, promovierte über Imitatio im George-Kreis und ist derzeit im DLA zuständig für Nachlässe der Jahrhundertwende und für Verlagsarchive.
Herr! Ich will zurück zu Deinem Wort.
Herr! Ich will ausschütten meinen Wein.
Herr! Ich will zu Dir, ich will fort.
Herr! Ich weiss nicht aus und nicht ein!
Ich bin allein.
Karl Wolfskehl,
aus: Die Stimme spricht (1934)
„jüdisch, römisch, deutsch zugleich“
Der Dichter
Karl Wolfskehl
(1869-1948)
mit Gunilla Eschenbach
Rezitation: Helmut Becker
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei