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Kleinigkeiten

Gotthold Ephraim Lessing und seine Kleinigkeiten:

1751 erschien in fiktiven Verlagsorten, tatsächlich aber beim Metzler Verlag in Stuttgart ein anonymes Gedichtbändchen mit anakreontischen Versen - Kleinigkeiten – das bis 1779 fünf Auflagen erlebte. „Admirabler Lessing!“ urteilte schon der Konrektor von St.Afra in Meißen über den fünfzehnjährigen Schüler, der etwa in diesem Alter mit seinen Nachahmungen des Anakreon begonnen hatte. Die Handschrift, die sich seit 1928 in Marbach befindet, spiegelt das Selbstbewußtsein des jungen Autors, der sich nicht mit der bloßen Ablieferung des Textes begnügte, sondern – die Buchgestalt parodistisch imaginierend – Leerstellen vorsah, die nur mit „Zuschrifft“ und „Vorrede“ überschrieben sind und sogar die Zensur vorwegnehmen – der vermutlich tatsächlich zumindest ein Gedicht zum Opfer fiel. Vita verecunda est, Musa jocosa mihi – Mein Leben ist sittsam, scherzhaft meine Muse - hielt Gotthold Ephraim Lessing, Begründer des klassischen Humanitätsideals und Wegbereiter der deutschen Klassik, dem moralisch-besorgten Vater mit Martial entgegen.

Nach den Editionsprinzipien der Lessingausgaben seit 1838 sind die Gedichte der Kleinigkeiten nicht zusammen geblieben. Jochen Meyer hat sie nun dankenswerter Weise als Faksimile im Wallstein Verlag vorgelegt, sie transkribiert, mit Erläuterungen, textkritischem Apparat und einem Nachwort versehen. Er hat auch den Vertonungen nachgespürt - Lessings Gedichte fanden das Gefallen zahlreicher zeitgenöss. Komponisten (dazu zählen u.a. C.F.Christian Fasch, F. J.Haydn und der Bückeburger Bach), und viele seiner Lieder, hervorgegangen aus dem heimischen u. studentischen Liedgut sowie dem gesellschaftl. Bedürfnis der Zeit, fanden Eingang i.d. Liederbücher des 18./19.Jahrhunderts.
 

Jochen Meyer, geboren 1941, ist Leiter der Handschriftenabteilung im Deutschen Literaturarchiv, Marbach. Er veröffentlichte Bücher zu Alfred Döblin, Theodor Fontane, Ernst Hardt, Hans Henny Jahnn, Wilhelm Raabe, Kurt Tucholsky und zu verlagshistorischen Themen; zuletzt erschien Dichterhandschriften (1999).

 

Die Haushaltung
 

 

Zankst du schon wieder? sprach Hans Lau

Zu seiner lieben Ehefrau.

„Versofner, unverschähmter Mann - -

Gedult mein Kind, ich zieh mich an - -

„Wo nun schon wieder hin? Zum Weine

Zank du alleine.
 

 

„Du gehst? Verdammtes CafeHaus!

„Ja – blieb er nur die Nacht nicht aus - -

„Gott! Ich soll so verlaßen seyn?“ –

„Wer pocht? - - Herr Nachbar? - - Nur herrein!

„Mein böser Teufel ist zu Weine,

„Wir sind alleine.
 

G. E. Lessing, aus Kleinigkeiten. Faksimile des Marbacher
Manuskripts
, vorgestellt v. J. Meyer (Wallstein, 2000).

 

„Kleinigkeiten“

Gotthold Ephraim Lessing
(1729-1781)

Lockere Lieder
I.

Vor- und Zwischenbemerkungen :
Jochen Meyer

II.
Vertonungen von Lessings Gedichten:

Verschiedene Komponisten

Siegfried Mauser, Klavier

Amelie Sandmann, Sopran und Thomas Bauer, Bariton

 

 

 

Mittwoch­, den 11.07.2001
20:00 Uhr

Orff-Zentrum, Kaulbachstr. 16

(U 3 / U 6 Universität)

 

Eine gemeinsame Veranstaltung
von Orff-Zentrum und Lyrik Kabinett

Eintritt: DM 25,- / DM 12,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: ermäßigter Eintritt