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Lateinamerikanische Lyriknacht

Die Lyrik Lateinamerikas ist für Europa ein noch zu entdeckender Kontinent. Vier Lyriker erkunden und erhellen verschiedene nationale Traditionen und Ausprägungen der zeitgenössischen Lyrik ihrer Heimat:
Die mexikanische Lyrikerin und Übersetzerin Tedi López Mills (Mexiko City, 1959) schloß zunächst ein Philosophiestudium ab und studierte danach an der Sorbonne Literatur. In ihrer reflexiv-argumentierenden Lyrik stellt sie Fragen nach der Existenz des Menschen, seiner Erkenntnisfähigkeit und seinem Ort in der Welt.
Laura Yasan aus Argentinien (Buenos Aires, 1960) leitete Schreibwerkstätten u.a. in Gefängnissen, in Kinder- und Altenheimen. Für sie ist die Poesie eine Waffe, die sie kämpferisch für Veränderungen der Gesellschaft einsetzt.
Der Dichter und Drehbuchautor Leonardo Padrón (Caracas, 1960) gilt heute als einer der führenden Intellektuellen Venezuelas. Sein Werk in Sprache und Film schlägt (postmodern) eine Brücke zwischen hohem intellektuellem Anspruch und Populärem und ist zugleich Spiegel und Kritik an Kultur wie Alltagsleben in Venezuela. Für seine Telenovelas, die in Nord- und Südamerika ein Millionenpublikum erreichten, erhielt er zahlreiche Auszeichnungen.
Die Chilenin Carolina Lorca (Viña del Mar 1954) veröffentlichte den zweisprachigen Band A R.W.Fassbinder (Für R. W. Fassbinder) auf Spanisch und Deutsch. Derzeit arbeitet sie an einer Studie über Friedrich Hölderlins Mnemosyne. Ihre Lyrik betont die Körperlichkeit und Materialität der Sprache – in der Hoffnung auf sie als Orientierungsmedium in einer unüberschaubar sich entziehenden Welt.

Visión del mundo

Está Ud. perdido en este mundo
y requiere que le nombren todas las cosas.

Mientras a la velocidad del silencio
el tren atraviesa la tierra
con el dedo señala, las fija
dentro del marco de la ventanilla.

Mientras la lluvia, loca enemiga,
borra del mundo, su cabeza
el paisaje como si de una pintura se tratara.

Está Ud. solo

perdido en esta selva.



Weltanschauung

Sie sind verloren in dieser Welt
und es bedarf, ihnen alles zu benennen.

Während mit der Geschwindigkeit des Schweigens
der Zug die Welt durchquert
weisen Sie sie mit dem Finger, fixieren Sie sie
Innerhalb vom Rahmen des Zugfensters.

Während der Regen, der verrückte Feind,
ihren Kopf aus der Welt
die Landschaft wegwischt
als ob es sich um ein Gemälde handelte.

Sie sind alleine

verloren in dieser Wildnis.



Carolina Lorca.
Übersetzung von Francisca Zabala

Lateinamerikanische Lyriknacht

Tedi López Mills,
Laura Yasan,
Leonardo Padrón,
Carolina Lorca

lesen aus ihren Gedichten.
(spanisch / deutsch)

Moderation: Horst Weich

Es dolmetscht und liest die deutschen Texte:
Patricia Viegas-Louro

Montag­, den 20.06.2005
19:30 Uhr

Instituto Cervantes; Marstallplatz 7

Nach der Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.

Eintritt: €5,00 / €4,00
Kein freier Eintritt für Mitglieder des Lyrik Kabinetts!