Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Der Orlando innamorato bricht im dritten Buch mit einem Hinweis auf die - zum Zeitpunkt des Schreibens (1494) - nach Italien einfallenden französischen Truppen Karls VIII. ab. Der Glanz vergangenen Rittertums scheint von der zeitgenössischen Kriegswirklichkeit der Guerre d’Italia eingeholt. Doch Boiardos Torso reizt zu Fortsetzungen: eine davon, Ariosts Orlando furioso (³1532), wird in der Folgezeit Boiardo aus der Lesergunst verdrängen.
Der Ritterroman des Hofmanns Ludovico Ariosto (1474-1533) gehörte bis vor zwei Generationen unverzichtbar zum Horizont der abendländischen Literatur und wird bis heute als einer der zentralen Texte der europäischen Renaissance erachtet.
In vier Abenden sollen jetzt die Entfaltung des Orlando Furioso, die zentrifugalen Abenteuer der Ritterschaft und die Verzweigungen und Verflechtungen des Ariostschen Erzählstils verfolgt werden – in einem immer neuen Wagnis der Lektüre zwischen dem Wahnsinn im Erzählen und der Ordnung der Kunst. Denn während bei Dante die Liebe den gesamten Kosmos prägt und trägt, wirft uns Ariost in ein überbordendes Chaos von Begebenheiten, an dem die Liebe nicht ganz unschuldig ist…
Passagen aus der legendären Ariost-Verfilmung von Luca Ronconi, Musik und bildende Kunst sollen die Phantasie des Textes in die Dimension ihrer Rezeptionen öffnen
CANTO PRIMO
Le donne, i cavallier, l\'arme, gli amori,
le cortesie, l\'audaci imprese io canto,
che furo al tempo che passaro i Mori
d\'Africa il mare, e in Francia nocquer tanto,
[…]
Dirò d\'Orlando in un medesmo tratto
cosa non detta in prosa mai, né in rima:
che per amor venne in furore e matto,
d\'uom che sì saggio era stimato prima;
se da colei che tal quasi m\'ha fatto,
che \'l poco ingegno ad or ad or mi lima,
me ne sarà però tanto concesso,
che mi basti a finir quanto ho promesso.
Ludovico Ariosto, Orlando Furioso, I, i-ii.
Lectura Rolandi V
Ludovico Ariosto,
Orlando Furioso
(italienisch / deutsch)
Eine Reihe unter der Gesamtleitung von
Florian Mehltretter
Mit Achim Höppner
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Eintritt: €5,50 / €3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei