Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Liebe Freunde der ‚Lectura Rolandi’,
über sieben Abende hinweg ist diese Reihe den Verzweigungen der Erzählstränge in der italienischen Ritterepik gefolgt. In großer Besetzung wollen sich nun die Kommentatoren und Rezitatoren einerseits ein letztes Mal der Unübersichtlichkeit dieser Erzählwelt hingeben, andererseits aber einen neuen Überblick zu gewinnen suchen – und müssten sie sich dazu (wie der Ritter Astolfo) auf den Mond begeben...
Der Schlußabend soll nun die Titelhandlung um den ‚rasenden Roland’ selbst verfolgen und dabei vor allem Ariosts Erzählerfigur, die ‚Modernität’ seiner Erzählerstimme, in den Mittelpunkt stellen. Im Verhältnis von Wahnsinn und Erzählen wird Ariosts ironische Sicht auf die ihn umgebende neue und komplexe Welt der ‚Renaissance’ greifbar und damit seine epochale Bedeutung: das Anrecht des Orlando furioso, Weltliteratur genannt zu werden.
Danach wollen wir den Ausklang der ‚Lectura’ gemeinsam bei Wein und Brot feiern.
Sento venir per allegrezza un tuono
che fremer l\'aria e rimbombar fa l\'onde:
odo di squille, odo di trombe un suono
che l\'alto popular grido confonde.
Or comincio a discernere chi sono
questi che empion del porto ambe le sponde.
Par che tutti s\'allegrino che io sia
venuto a fin di così lunga via.
Ich höre schon den Freudendonner hallen,
Von dem die Luft erbebt, das Meer erdröhnt.
Der Glocken hör’ ich, der Trommeten Schallen,
Das den Tumult des Volkes übertönt.
Erkennen kann ich, die zum Hafen wallen,
Die beide Seiten des Gestads gekrönt.
Sie alle, scheint es, sind von Freud’ entglommen
Daß ich ans Ziel der langen Bahn gekommen.
Ludovico Ariosto, Orlando Furioso, XLVI, ii;
übers. von J. D. Gries
Lectura Rolandi VII
Ludovico Ariosto,
Orlando Furioso
(italienisch / deutsch)
Eine Reihe unter der Gesamtleitung von
Florian Mehltretter
Mit Ilaria Furno-Weise, Achim Höppner,
Angela Oster und Pia-Elisabeth Leuschner
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats und des Italienischen Generalkonsulats / Abteilung Kultur Istituto italiano di Cultura.
Eintritt: €5,50 / €3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei