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Lichtvergeudung

Michael Guttenbrunner, geb.1919 in Althofen bei Klagenfurt, besuchte die Graphische Lehr- u. Versuchsanstalt in Wien. Schon 1935 und 1938 aus politischen Gründen verfolgt und eingesperrt, wurde er 1940 zur Wehrmacht eingezogen; 1944 wegen Widerstand zum Tode verurteilt, doch zur \"Frontbewährung\" begnadigt. Zurückgekehrt nach Kärnten, redigierte er u.a. die Zeitschrift der Kärntner Partisanen \"Die Einheit\". 1954 Georg Trakl-Preis für Lyrik und Übersiedlung nach Wien. Wiederholt in heftige Aus-einandersetzungen mit ehemaligen Nazis verwickelt. 1966 Österr. Staatspreis für Lyrik; 1987 Kulturpreis des Landes Kärnten; 1994 Ehrendoktorat der Univ. Klagenfurt; 2004 Theodor-Kramer-Preis. Verheiratet mit Maria Zuckmayer-Guttenbrunner, Tochter von Alice und Carl Zuckmayer; lebt in Wien und im Waldviertel .

Geprägt durch die Erfahrung der \"nationalbestialistischen\" Diktatur, hat Guttenbrunner in seiner sprachgewaltigen Lyrik und Prosa stets denen die Treue bewahrt, die gleich ihm dem Nationalsozialismus die Stirn zu bieten wagten. So hat er sich auch früh für das Werk Theodor Kramers eingesetzt. In seinem nun schon vielbändigen Schreibprojekt \"Im Machtgehege\" wehrt er sich, das weite Feld seiner Lebenserfahrung und seines großen Wissens abschreitend, gegen das Vergessen: Gegen das Vergessen als resignative Hinnahme des Verschwindens von einst Gewesenem, und gegen das Vergessen darauf, daß ein Unterschied ist zwischen einem Nachttopf und einer Urne (Karl Kraus). In Michael Guttenbrun-ners Lyrik und Prosa finden sich größte Genauigkeit des Ausdrucks und höchste Anschaulichkeit glücklich verbunden. Seine \"Ästhetik glaubt an das Wort und daran, daß einzig das Wort den Menschen zum Menschen macht und ihn befähigt, sich aus dem Schlamm der Barbarei herauszuarbeiten\" (Karl-Markus Gauß).


Konstantin Kaiser, geb.1947 in Innsbruck; freier Autor und Literaturwissenschaftler, Mitbegründer der Theodor-Kramer-Ges.; Mithg. der Zeitschrift „Zwischenwelt“ und der Reihe „Antifaschistische Literatur und Exilliteratur“.

 

Mein Ausgedinge


Neunzehnhunderteinundsiebzig

wurde mir, von einem Vertreter

der jungen Generation, Kunst

aberkannt und Grobheit angekreidet.

„Kunstlos, grob, mit ästhetischem

Maßstab nicht mehr zu messen.“

Das ist mein Ausgedinge.

„Die Jahre wie die Wolken gehn“,

„Die Zeit ist fern wie hinter einem Rauch.“

 

Michael Guttenbrunner, aus Der Abstieg, 1975.

„Lichtvergeudung“

Theodor-Kramer-Preis 2004

für Schreiben im Widerstand und im Exil:

Michael Guttenbrunner

und seine Gedichte.


Einführung: Konstantin Kaiser



Gedenklesung
Michael Guttenbrunner ist in der Nacht
zum 13. Mai unerwartet gestorben.
Mittwoch­, den 30.06.2004
20:00 Uhr

Lyrik-Bibliothek, Schellingstr. 3 / Rg.

(U 3 / U 6 Universität)

 

Eintritt: €5,50 / €3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei