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Lyrik-Übersetzen VI: Der Märtyrer der Poesie

Das Jahr 1857 hat Literaturgeschichte geschrieben: Im April erschien Flauberts Madame Bovary, der prägende Roman der Moderne, im Juni Charles Baudelaires Fleurs du Mal, der Gedichtband, der die Wege der Lyrik für ein Jahrhundert bestimmt hat (und im Dezember Stifters Nachsommer). Das Lyrik-Kabinett nimmt den Jahrestag zum Anlaß, an einen der bedeutendsten Lyriker der Weltliteratur zu erinnern. Friedhelm Kemp, Elisabeth Edl und Wolfgang Matz haben Gedichte von Charles Baudelaire für eine Lesung ausgewählt, und sie werden anhand von deutschen Fassungen verschiedener Übersetzer diese Gedichte erläutern und über Fragen und Interpretationen beim Übersetzen sprechen. Entworfen wird ein Bild vom Ursprung der modernen Poesie.

Friedhelm Kemp, geb. 1914 in Köln, langjähriger Lektor und Leiter der literarischen Abteilung des Bayerischen Rundfunks; vielfach ausgezeichneter Übersetzer, Essayist, Honorarprofessor für Komparatistik an der LMU. Er ist Übersetzer der Fleurs du Mal und Herausgeber der Baudelaire-Werkausgabe im Hanser Verlag.

Elisabeth Edl, geb. 1956 in der Steiermark, lehrte als Romanistin und Germanistin von 1983 bis 1995 in Poitiers. Für ihre Übersetzungen (zuletzt Stendhal: Rot und Schwarz) erhielt sie u.a. den Voß-Preis und den Österreichischen Staatspreis.

Wolfgang Matz, geb. 1955 in Berlin, lehrte von 1987 bis 1995 in Poitiers und arbeitet heute als Lektor beim Hanser Verlag in München. Zusammen mit Elisabeth Edl erhielt er 1992 den Celan-Preis und 1994 den Petrarca-Übersetzer-Preis. Im März erschien sein Buch 1857. Flaubert, Baudelaire, Stifter.

Der Tod der Liebenden

Wir ruhn auf Betten voller leichter Düfte,
Und Blumen werden von den Wänden hangen,
Die unter schönern Himmeln aufgegangen,
Und Pfühle werden sein so tief wie Grüfte.

In Drängen nützend letzter Asche Schwelen
Solln beide Herzen weit als Fackeln flammen
Und ihre Doppelfeuer dann zusammen
Verglühn im Zwillingsspiegel unserer Seelen.

Bei eines Abends rosig blauen Gluten
Wird zwischen uns ein einig Blitzen fluten
Wie lang Geschluchz, von Abschiedsgrüßen schwer;

Dann tut die Pforten auf ein Engel hehr
Und wir in froher Treue neues Leben
Den blinden Spiegeln und den toten Flammen geben.


Charles Baudelaire;
Übersetzung von Karl Schmid

Lyrik-Übersetzen VI:
Der Märtyrer der Poesie

Charles Baudelaire
(1821-1867):
150 Jahre Fleurs du Mal


Elisabeth Edl, Friedhelm Kemp
und Wolfgang Matz lesen Gedichte aus den Blumen des Bösen, im Original und in verschiedenen Übersetzungen.

Einführung: Wolfgang Matz

Mittwoch­, den 23.05.2007
20:00 Uhr

Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)

Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei