Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Der kroatische Dichter Marko Pogačar, 1984 in Split geboren, verhandelt in seiner Lyrik immer wieder das Politische in der Sprache und die Sprache des Politischen. Dabei steht die Metapher – oft die dunkle Metapher – im Mittelpunkt dieser Aushandlung. Zwischen Globalisierungskritik und satirischer Gesellschaftsdarstellung schreiben sich seine Verse ein und geben so einen ganz eigenen Blick auf Kroatien, auf Europa und die Welt frei. Marko Pogačar „präsentiert sich als ein von der Sprache zugleich Besessener und Getriebener, der stets mit Form und Inhalt zu experimentieren weiß. Bei Vorträgen seiner Lyrik erreichen seine Rezitationen oft eine musikalische Qualität; so sehr ist er darauf bedacht, die Verve seiner Zeilen spürbar zu machen“, so heißt es auf der Seite des internationalen Literaturfestivals in Berlin 2013.
Neben vier Lyrikbänden veröffentlichte Pogačar auch drei Essaybände und eine Sammlung von Kurzgeschichten. Er ist Redakteur der Literaturzeitschriften Quorum und Zarez. Seine Bücher sind in 25 Sprachen übersetzt, er wurde mehrfach ausgezeichnet.
Daniel Graziadei ist in Südtirol aufgewachsen. Schulbildung vor Ort und in Südengland, Studium der Englischen, Spanischen, Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaften an der LMU München; ebenda Promotion zu den Inseln im Archipel der zeitgenössischen karibischen Literaturen. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Romanische Philologie, literarischer Übersetzer, Blogger und Poet (geh dichter 2010).
Die Lesung findet im Rahmen der Tagung languagetalks der LMU München statt und wird gefördert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.
MEINE SPRACHE IST EINE DUNKLE
fleischige Faust,
ein Korb voller Fingernägel, die Brücke,
die ich betrete wie einen neuen
Frühling, die Volksverteidigung,
ich bringe Schafe und Risse in sie ein,
aus ihr fließt nichts,
nichts strudelt. meine Sprache ist Mekka,
die fleischige Faust, Macchia,
ein Gewächs, das sich selbst entzündet.
etwas, ein Penis, erhebt sich und brennt aus,
spricht sich aus, jemand steht auf,
öffnet die Fenster, die Zeitung, sagt
guten Tag, der Tag ist schön; meine Sprache,
das Pollenfieber, die Kleidung der jungen Garbo. (…)
Aus dem Gedichtband An die verlorenen Hälften (Ed. Korrespondenzen 2010) in der Übersetzung von Alida Bremer.
Marko Pogačar
liest aus seinen Gedichten
(kroatisch/deutsch)
Die Übersetzung wird gelesen von:
Daniel Graziadei
Moderation:
Nora Zapf
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats
Eintritt: frei (im Rahmen der Tagung languagetalks der LMU München)