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mit schwingenden federn

Das Verfassen poetischer Texte und ihre literaturwissenschaftliche Analyse müssen keineswegs unvereinbare Angelegenheiten sein. Im Gegenteil: Die Lust am Schreiben gehört dazu zum Studium der Literaturwissenschaft. Auch in diesem Wintersemester gibt es daher am Institut für Komparatistik wieder eine Schreibwerkstatt, in der (gemeinsam) geschrieben und über das Geschriebene gesprochen wird. Ein Resultat aus einer allerersten Übung zum Thema "Glück" lesen Sie auf der Rückseite. Und auch in diesem Semester freuen sich die Teilnehmer darauf, aus den im Laufe des Winters entstehenden Texten am Ende des Semesters einige öffentlich vorzustellen und über die gemeinsame Arbeit zu berichten. Wie immer ist das Publikum herzlich eingeladen, an dieser als offenes Werkstattgespräch konzipierten Abschlußlesung teilzunehmen.

 

 


 
Anne Bohnenkamp-Renken, geb.1960, studierte deutsche, englische und italienische Literatur in Göttingen, London und Florenz; sie ist seit 1989 Dozentin am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der LMU München. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen J.G.Hamann, Goethe, Editionswissenschaft sowie Fragen der literarischen Übersetzung.

 

Glück - eine Suche
 
In Lissabon hat uns das Glück verlassen

Am Abend aufgewacht und es war fort

Wir schwebten so in Schwermut fortan dort

Der Fado schwamm uns golden in den Tassen
 

 

Madrid liess dich im Farbenrausch erblassen

Das Glück hat sich ins Morgenrot gebohrt

Wir sah'n es nicht - verliessen diesen Ort

Und hofften noch - den Zug nicht zu verpassen
 

 

Wir haben's dann noch in Paris gesucht

Und auch in London, Wien, zuletzt in Rom

Wir trafen kurz das Glück - doch blieb es nicht
 

 

Und war'n am Ende abgebrannt - verflucht

Und sassen ohne Glück im Hippodrom

Und weinten dann im schönsten Sonnenlicht
 

(Matthias Kriesche)


 
 
Zum Teufel mit dem Unglück
Ein Kinderspiel
 
Der Teufel umläuft mich
und ich komm nicht raus.
Er dreht sich und dreht sich,
er hört nicht mehr auf.
 
Der Teufel umkreist mich
und ich bin gefangen.
Der Teufel, der freut sich.
Ich sitze seit langem
im Teufelskreis fest
hoffend,
dass er mich doch noch rauslässt.
 
Die Bahnen um mich werden enger
je länger
ich warte
und schließen mich ein.
Ich stehe aus Platzangst schon auf einem Bein
im Grab,
denn bergab
ist es leicht
 
Es reicht mir so langsam.
Ich wende Gewalt an
Und töte den Teufel
per Hand durchs Herz.
Er sinkt rückwärts,
lodernd
zu Boden.
Vorbei.
Frei.                                  (Julia Stolz)

 

 

„mit schwingenden federn“

Offene Werkstatt IV

Vorstellung von Texten und Arbeitsweisen
 

aus der aktuellen »Schreibwerkstatt« am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
 

 

Leitung: Anne Bohnenkamp-Renken

Mittwoch­, den 30.01.2002
20:00 Uhr

Lyrik-Bibliothek, Schellingstraße 3/Rgb.

(U3/U6 Universität)

Mit freundlicher Unterstützung
des Kulturreferats/Literatur

Eintritt: frei