Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
In der Divina Commedia trifft der Wanderer Dante im achten Höllenkreis, in dem die ‚falschen Ratgeber’ gestraft werden, auf Odysseus, der dort in eine zuckende Flammenzunge gebannt ist. Doch mit jener ‚kleinen Rede’, die der Autor Dante dem griechischen Helden in den Mund legt (und die zu den berühmtesten Stellen der Commedia zählt), erhält Odysseus für das ‚poema sacro’ eine Bedeutung, die weit über seine Verdammung für lügenhafte Ratgeberschaft hinausreicht.
Kurt Flasch, geb. 1930 in Mainz, studierte 1950-1957 Philosophie, Geschichte, Klassische Philologie und Germanistik in Frankfurt a. M. und wurde 1956 von Johannes Hirschberger und Max Horkheimer promoviert. Nach der Habilitation (1969) erhielt er eine Professur für Philosophie mit besonderer Berück-sichtigung der Mittelalterlichen Philosophie an der Universität Bochum. Spätere ehrenvolle Rufe an die Universitäten Wien und Freiburg i. Br. lehnte er ab.
Kurt Flasch erhielt 2000 den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, 2009 den Hannah-Arendt-Preis und in diesem Jahr den Lessing-Preis für Kritik. Er ist Mitglied der Accademia Colombaria (Florenz) sowie der Accademia Nazionale dei Lincei (Rom).
Im Lyrik Kabinett stellte Flasch zusammen mit Friedhelm Kemp bereits 1998 die „Philosophischen Gedichte“ von Tommaso Campanella vor; 2004 präsentierte er – im Rahmen der Münchner „Lectura Dantis“ – einen Vortrag über das Paradiso.
Frieder von Ammon, geb. 1973 in München, studierte Germanistik, Musikwissenschaft und Komparatistik; er arbeitet als Assistent am Institut für Deutsche Philologie der LMU.
Die Münchner Reden zur Poesie können beim Lyrik Kabinett erworben oder abonniert werden – diejenige von Kurt Flasch wird im Lyrik Kabinett ab Oktober zu erwerben sein.
“Considerate la vostra semenza:
fatti non foste a viver come bruti,
ma per seguir virtute e conoscenza.”
„Schaut auf euern Ursprung: Ihr seid nicht geschaffen, zu le-ben wie die Tiere, sondern für richtige Tat und Erkenntnis.“
Dante Alighieri, La Divina Commedia, Canto XXVI,
V. 118-120, übersetzt von Kurt Flasch.
Münchner Reden zur Poesie IX
Kurt Flasch:
„Warum hat Dante Odysseus
in die Hölle versetzt?
Überlegungen zu Canto XXVI des Inferno“
Eine Reihe des Lyrik Kabinetts
unter der Leitung von: Frieder von Ammon
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats der Stadt München
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei