Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
In seiner ‚Münchner Rede zur Poesie‘ widmet Christoph Meckel sich den „Kunstfiguren“, die, in Wort und Bild, schon ganz am Anfang sein Werk bevölkerten und noch immer – „wie vor 30 oder 7 Jahren“ – seine vertrauten Begleiter sind: Halblang, Windig, Jul Miller, Jasnando, Schurrigel, Dreckiger Jakob, Frierender Franz und viele andere mehr. Es ist ein eigener, vielgestaltiger Kosmos spezifisch Meckelscher Art, der aber zugleich tief verbunden ist mit Weltliteratur und -kunst, denn diesen Figuren und ihren zahlreichen Verwandten begegnet man nicht nur in der Literatur, bei Arp, Brecht, Ehrenstein, Michaux und Valéry, sondern auch in Commedia dell’arte, Trickkiste, Karikatur und Comic. Das eigentliche Element dieser Figuren aber ist das Humane: „Ihre anarchischen Kräfte, zwielichtig, strahlend, unschuldig oder grausam, erscheinen märchenhaft, unerschöpflich, selbstverständlich wie Schlaf und Vogelschrei, und sind ein Immunsystem gegen Ideologie jeder Art und Abart.“
Christoph Meckel, geb. 1935 in Berlin, lebt dort und in Südfrankreich als Schriftsteller und Zeichner. Er schreibt Romane, Kurzprosa und Gedichte. Für sein Werk wurde er mit vielen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Rainer Maria Rilke-Preis, dem Georg Trakl-Preis und dem Joseph Breitbach-Preis. Zuletzt erschienen der Erzählungsband Einer bleibt übrig, damit er berichte (2005) und der Gedichtband Seele des Messers (2006).
Frieder von Ammon, geb. 1973 in München, Studium der Neueren deutschen Literatur, Musikwissenschaft und Kompa ratistik; arbeitet derzeit im Münchner Sonderforschungsbereich „Pluralisierung und Autorität in der Frühen Neuzeit“.
Der Text der Rede liegt als Band V der Münchner Reden zur Poesie am Abend bereits gedruckt vor und kann für Euro 12 erworben werden.
Ich habe keine Wünsche, doch niemand soll
dir Blut und Abfall ins Essen tun.
Du sollst dein Lachen nicht in das Pfandhaus tragen,
deine Augen, für den Sommer geschaffen.
Ich habe keine Wünsche, aber ich will
dich nicht sterben sehn in Chemie und Eisen.
Widerspenstige Hoffnung. Ich will deiner Freude
Kirschblüten schenken, nicht Paragrafen, Asyle.
Nein. Ich seh dich atmen, ich hör dich
meinen Namen rufen durch offene Zimmer.
Nein. Ich will nicht das Liedchen vom Ende pfeifen
aber Türen öffnen und Licht einatmen
und atmend Gedichte machen für uns und alle.
Christoph Meckel
Münchner Reden zur Poesie V
Christoph Meckel:
„Die Kerle haben etwas an sich. Kunstfiguren, Liebliche Berge“
Eine Reihe des Lyrik Kabinetts unter Leitung von: Frieder von Ammon.
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Universität)
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei