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Münchner Reden zur Poesie XVI

In ihrer „Münchner Rede zur Poesie“ widmet sich Ilma Rakusa Gedichten, bei denen die Aufzählung das Erzählen ersetzt: litaneienhafte Texte mit Anrufungscharakter, die Gebetformen zitieren oder parodieren, sowie lyrische Listen, die sich als Inventare, Erinnerungsspeicher oder Schöpfungsmodelle verstehen. Aufzählende Gedichte arbeiten aufs eindringlichste mit Wort- und Satzwiederholungen, im äußersten Fall ziehen sie den Sound dem Sinn vor. Zur Sprache kommen Gedichte von Inger Christensen, Velimir Chlebnikov, Friederike Mayröcker, Ernst Jandl, Robert Lax, Danilo Kiš, Günter Eich, Joseph Brodsky und anderen. Ilma Rakusa, geb. 1946 in Rimavská Sobota (Slowakei), lebt als Lyrikerin, Prosaautorin, Übersetzerin und Literaturkritikerin in Zürich. Zuletzt veröffentlichte sie die Erinnerungspassagen Mehr Meer (2009), Aufgerissene Blicke (2013) und den Erzählungsband Einsamkeit mit rollendem ‚r‘ (2014). 2016 erscheint ihr Gedichtband Impressum: Langsames Licht. Schweizer Buchpreis 2009, Manès-Sperber-Preis 2015. Ilma Rakusa ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Anruf.
Anruf trüger Rätsel.
Anruf trügenden Kummers.
Anruf trugnichten Schlummers.
Anruf wiegenden Wolknichts.
Anruf biegsamen Röhrichts.
Anruf wasserner Rätsel.
Anruf.

Velimir Chlebnikov,
aus: Werke. Poesie Prosa Schriften Briefe. Aus dem Russischen übersetzt und herausgegeben von Peter Urban (Rowohlt Verlag 1985), S. 112.

Münchner Reden zur Poesie XVI

Ilma Rakusa:
Listen, Litaneien, Loops - zwischen poetischer Anrufung und Inventur

Moderation:
Frieder von Ammon

Mittwoch­, den 09.03.2016
20:00 Uhr

Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)

Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei
Abendkasse, freie Platzwahl