Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Durs Grünbein wurde 1962 in Dresden geboren und wuchs dort auf. Er studierte kurzzeitig Theaterwissenschaften an der Humboldt Universität Berlin, 1987 brach er das Studium ab. Danach Mitarbeit an verschiedenen Zeitschriften und literarischen Projekten; Kontakte zu Aktionskünstlern, Schauspielern und Malern, die Performances in Galerien sowie Künstlerbücher nach sich zogen. Als Lyriker debütierte Grünbein 1988 mit Grauzone morgens bei Suhrkamp – eine Empfehlung Heiner Müllers hatte den Verleger auf ihn aufmerksam gemacht. Sein zweiter Gedichtband Schädelbasislektion wurde bereits als „Literaturereignis“ gewertet, sein dritter Band Falten und Fallen brachte den endgültigen Durchbruch. Seither gelingt es ihm immer wieder, mit seinen Gedichten – was heutzutage sehr ungewöhnlich ist – sein Publikum zu erregen.
Für sein Werk (6 Gedichtbände, Essays und Prosa) erhielt er mehrere Preise, u.a. den Nicolas-Born-Preis (1993), den Peter-Huchel-Preis (1995), den Georg-Büchner-Preis (1995) und den Literaturpreis der Osterfestspiele Salzburg 2000 (Premio Nonino). Durs Grünbein lebt in Berlin als freier Autor, Übersetzer und Essayist. – Er hat bereits zweimal im Lyrik Kabinett gelesen, 1992 und 1994.
Heiner Müller in seiner Büchner-Preis-Laudatio auf Durs Grünbein: Was ist das Ungemütliche an den Texten von Durs Grünbein, das seine Lobredner blendet und seine Kritiker verstört? Seine Bilder sind Röntgenbilder, seine Gedichte Schatten von Gedichten, aufs Papier geworfen wie vom Atomblitz. ... Das Geheimnis seiner Produktivität ist die Unersättlichkeit seiner Neugier auf die Katastrophen, die das Jahrhundert im Angebot hat, unter den Sternen wie unter dem Mikroskop.
Gedichtbände: Grauzone morgens (1988), Schädelbasislektion (1991), Falten und Fallen (1994), Den teuren Toten. 33 Epitaphe (1994), Von der üblen Seite.Gedichte 1985-91. (1994); Nach den Satiren. (1999).
In der Provinz I
(Normandie)
Eingefallen am Bahndamm,
Liegt ein Hundekadaver quer im Gebiß
Kreideweiß numerierter Schwellen, erstarrt.
Je länger du hinsiehst, je mehr
Zieht sein Fell in den Staub ein, den Schotter
Zwischen den Inseln aus frischem Gras.
Dann ist auch dieses Leben, ein Fleck,
Gründlich getilgt.
Durs Grünbein, Nach den Satiren, Frankfurt 1999.
Nach den Satiren
oder
Der Mensch auf allen Vieren
Durs Grünbein
liest.
Einführung: Frieder von Ammon
Bayerische Staatsbibliothek, Sitzungssaal
Ludwigstr.16, 1.Stock, links
(U 3 / U 6 Universität)
In Zusammenarbeit mit der Bayerischen
Staatsbibliothek und mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats/Literatur.
Nach der Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.
Eintritt: DM 10,- / DM 7,-
Mitglieder Lyrik Kabinett sowie Freunde u. Förderer der Bayerischen Staatsbibliothek: freier Eintritt